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Präsidium der Mitte-Partei Bregy: «Ich wäre ein ‹Tubel›, wenn ich den Kurs ändern würde»

Philipp Matthias Bregy ist der zukünftige Chef der Mitte-Partei Schweiz. Er ist der einzige Kandidat. Die Wahl durch die Delegierten findet im Juni statt. Bregy übernimmt das Amt von Gerhard Pfister, der die CVP mit der BDP fusioniert, in die Mitte umbenannt und gegen links geöffnet hat. Diesen Kurs will Bregy weiterführen.

Philipp Matthias Bregy

Fraktionschef Mitte-Partei

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Philipp Matthias Bregy hat Jahrgang 1978 und ist Rechtsanwalt. Seit 2019 sitzt er im Nationalrat. Im April 2021 wurde Bregy zum Mitte-Fraktionspräsidenten gewählt. Im Juni dürfte Bregy Gerhard Pfister an der Spitze der Mitte-Partei ablösen. Er kandidiert für das Parteipräsidium und ist ohne Konkurrenz.

SRF: Sie haben sich nicht auf die Nachfolge von Viola Amherd als Bundesrat beworben, weil sich das Amt schlecht mit der Familie vereinbaren lasse. Warum geht das besser als Parteipräsident?

Philipp Matthias Bregy: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Bundesrat und Parteipräsident. Der Bundesrat ist den ganzen Tag voll durchgetaktet. Als Parteipräsident habe ich vielleicht am Morgen oder Abend Sitzungen, aber es gibt immer wieder die Möglichkeit, am Mittag oder Abend zu Hause zu essen. Ausserdem sind die Sicherheitsmassnahmen bei einem Bundesrat anders, das wäre mit Kindern nicht immer einfach. Als Parteipräsident werden mich vielleicht ein paar Leute mehr kennen, aber gefährlicher wird es weder für mich noch für meine Familie.

Gerhard Pfister hat die Partei von CVP in die Mitte umbenannt und gegen links geöffnet. Werden Sie seinen Kurs weiterführen?

Ich will konsequent auf diesem Weg weitergehen. Ich wäre ja – wie man im Wallis sagt – ein «Tubel» wenn ich das nicht machen würde, denn der Kurs ist erfolgreich.

Wachstumspotenzial hat die Partei gemäss Politologen im urbanen Raum bei den Wählerinnen und Wählern der GLP. Sie selbst vertreten auch konservative Positionen, so waren Sie etwa gegen die «Ehe für alle». Wie wollen Sie im urbanen, progressiveren Raum punkten?

Ich bin überzeugt, dass die Grundbedürfnisse von Menschen in einer Stadt oder auf dem Land in entscheidenden Fragen ähnlich sind. Klar, wachsen ist dort einfacher, wo wir noch weniger Wähler haben, also in den Städten. Andererseits haben wir seit dem Namenswechsel auch im Kanton Wallis zulegen können. Ich werde mich nicht auf einzelne Regionen konzentrieren, sondern Lösungen für das Land anbieten. Das wird sowohl im ländlichen als auch im urbanen Raum Wirkung erzielen.

Ob es sinnvoll ist, dass der Bundesrat für EU-Verträge bereits entschieden hat, dass es kein Ständemehr braucht, ist fraglich.

Das grosse Thema, das auf die Schweiz zukommt, sind die Verträge mit der EU. Noch hat sich die Mitte nicht dazu positioniert. Wo stehen Sie?

Zuerst müssen wir wissen, was in diesen Verträgen steht. Erst dann können wir uns eine Meinung bilden. Für uns ist klar: Wir brauchen gute Beziehungen zur Europäischen Union, wir wollen Teil des Marktes sein. Das heisst aber auf der anderen Seite, es gibt Verpflichtungen. Darüber muss man diskutieren, möglichst breit und transparent. Ob es sinnvoll ist, dass der Bundesrat bereits entschieden hat, dass es kein Ständemehr braucht, ist fraglich.

Der Bundesrat kam letzte Woche zum Schluss, dass es bei einer Abstimmung über die EU-Verträge nur ein Volksmehr braucht, kein Ständemehr. Das finden Sie falsch?  

Der Zeitpunkt ist falsch. Der Bundesrat hat eine Debatte lanciert, bei der wir nicht mitreden können, weil wir den Vertrag noch nicht kennen. Das war zu früh. Erst am Schluss des Prozesses, wenn klar ist, was der Vertrag regelt, kann man über diese Frage entscheiden.

Für mich besteht Politik zu grossen Teilen aus Fleiss und Handwerk.

Sie haben in der Jugend Fussball gespielt, Sie waren kein Edeltechniker, eher der Kämpfer. Passt das auch zu Ihrer Rolle als Parteipräsident?

Ja, für mich besteht Politik zu grossen Teilen aus Fleiss und Handwerk. Klar hoffe ich, dass mir auch hin und wieder ein genialer Pass gelingt. Aber ich kann sicher sagen: Ich werde, wenn es nötig ist, reingrätschen und laufen, bis ich nicht mehr mag.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Tagesgespräch, 5.5.2025, 13 Uhr ; 

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