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Private bewaffnen sich Grosse Nachfrage nach Waffenerwerbsscheinen

In einigen Städten und Kantonen gibt es diesen Frühling zwischen 50 und 100 Prozent Zunahme bei den Gesuchen für Waffen.

Ende Februar überfiel die russische Armee die Ukraine. Kurze Zeit später stieg die Zahl der Gesuche für Waffenerwerbsscheine in der Schweiz deutlich an. Dies war beispielsweise in Winterthur der Fall, wie Michael Wirz von der Stadtpolizei erklärt: «Die Stadtpolizei Winterthur hat tatsächlich eine Zunahme beobachtet, insbesondere im März.»

Wir beobachten insbesondere seit März eine Zunahme der Gesuche für Waffenerwerbsscheine.
Autor: Michael Wirz Stadtpolizei Winterthur

Es seien wesentlich mehr Gesuche eingegangen als noch im Vorjahr. «Konkret sprechen wir von einer Zunahme von rund 50 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.» Wurden im letzten Jahr bis Mitte April etwa 80 Gesuche eingereicht, waren es in diesem Jahr 127.

Waffe gegen persönliches Unsicherheitsgefühl

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Symbolbild: Pistolen und Magazine auf einem Tisch.
Legende: Keystone

Die Zunahme bei den Gesuchen für Waffenerwerbsscheine könnte durchaus auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen sein, glaubt Tibor Szvircsev Tresch von der Militärakademie ETH Zürich. Denn wenn man sich eine Waffe kaufe, habe das mit einem Unsicherheitsgefühl zu tun. «Mit einer Waffe will man sich mehr Sicherheit geben.»

Sowieso habe die Sicherheit in der Bevölkerung wieder einen höheren Stellenwert. Das habe die letzte Sicherheitserhebung ergeben, so Szvircsev Tresch. Er führt dies auch auf die Covid-Pandemie zurück: «Die persönliche Sicherheit wurde wichtiger, die persönliche Freiheit eher weniger wichtig.» Der Krieg in der Ukraine könnte nun den gleichen Effekt zur Folge haben: Sicherheit wird wichtiger, persönliche Freiheit eher weniger wichtig.

In der Stadt Zürich hat sich die Zahl der Gesuche im März gegenüber dem Vorjahresmonat gar fast verdoppelt. Im Kanton St. Gallen beträgt die Zunahme im ersten Quartal über 60 Prozent. Und auch im Kanton Aargau spürt man den Run auf Waffenerwerbsscheine.

Viele Waffenneulinge stellen Gesuch

Was das für Personen seien, die einen Waffenschein erwerben wollten, könne man nicht sagen, hält Corina Winkler, Kommunikationschefin von der Kantonspolizei Aargau fest: «Man kann eigentlich keine speziellen Personengruppen identifizieren. Was wir jetzt feststellen ist, dass es sehr viele Leute sind, die noch keine Waffe besitzen beziehungsweise eingetragen haben.»

Es sind viele Leute, die bislang noch keine Waffe haben.
Autor: Corina Winkler Kommunikationschefin Kapo Aargau

Über die Gründe für den Andrang auf Waffenerwerbsscheine will man bei der Polizei aber nicht spekulieren. Man kenne die genauen Motive nicht. Zwar wird auf dem entsprechenden Formular des Bundesamtes für Polizei ein Erwerbsgrund verlangt, falls die Waffe nicht für Sport, Jagd oder Sammelzwecke verwendet wird. Meist bleibt diese Zeile aber leer.

Und: Nicht in allen Kantonen stellt man eine Zunahme fest. Basel und Solothurn berichten von keinem nennenswerten Anstieg. Ein Ansturm auf Waffenerwerbsscheine heisst denn auch noch nicht, dass auch tatsächlich mehr Waffen gekauft werden.

Die Gesuche, welche zu über 90 Prozent bewilligt werden, erlauben dem Gesuchsteller nur innerhalb der nächsten sechs Monate eine Waffe zu kaufen. So lange ist der Waffenerwerbsschein gültig. Ob also künftig deutlich mehr Waffen in der Schweiz im Umlauf sind, wird sich frühestens in etwa einem halben Jahr zeigen.

SRF 4 News, HeuteMorgen, 21.04.2022, 6 Uhr

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