- 2015 flohen viele Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak nach Griechenland.
- Viele sitzen dort seit anderthalb Jahren in improvisierten Flüchtlingslagern fest.
- Kleine NGO und private Helfer aus der Schweiz kümmern sich um das Nötigste.
Vor dem Sekretariat der Unia in Bern laden einige Helferinnen Kisten mit Kleidern und Schuhen in ein gelbes Ambulanzfahrzeug. Die Gewerkschaft und der Verein «Solidarität mit Griechenland» haben für die Flüchtlingslager in Griechenland zwei solche Fahrzeuge gekauft. Hans-Ueli Scheidegger ist einer der beiden Chauffeure.
Er fährt heute mit den Hilfsgütern los – nach Athen. «Im Moment ist es absolut dringend», erklärt Scheidegger. «In Griechenland ist es enorm kalt und es hat sehr viel Schnee. Die Menschen brauchen wirklich warme Kleider und warme Schuhe.»
Kein Weiterkommen seit Sperrung der Balkan-Route
Der pensionierte Gewerkschafter ist ein Helfer der ersten Stunde: Er war während der Flüchtlingskrise 2015 auf der griechischen Insel Lesbos und half mit, Flüchtlinge und Migranten aus dem Meer zu retten. Damals sei es um die erste Versorgung der Menschen gegangen, bevor diese rasch nach Westeuropa weitergereist seien.
Inzwischen könnten die Migranten die Inseln aber nicht mehr verlassen, wegen dem Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei, so Scheidegger.
Die Menschen brauchen wirklich warme Kleider und warme Schuhe.
Die Arbeit der freiwilligen Helfer habe sich stark verändert: «Die Arbeit, die wir dort leisten, ist eine längerfristige Arbeit. Das heisst Beschäftigung geben und Sprachkenntnisse in Englisch und Griechisch vermitteln, und insbesondere auch schauen, dass die Kinder lernen können, damit sie eine Zukunft haben.»
Ähnliche Erfahrungen macht Michael Räber in Griechenland. Der 40-jährige IT-Berater fing 2015 – unter dem Eindruck der prekären Lage der Flüchtlinge – an zu helfen. Mit seiner Frau gründete er das Hilfswerk «Schwizerchrüz», weil die Behörden völlig überlastet gewesen seien. In der Zwischenzeit würden auch Hilfswerke wie «Ärzte ohne Grenzen» oder «Caritas» in Griechenland helfen.
Grosse Hilfswerke übernehmen die Aufgaben nicht
Private Helfer würden vor allem bei der Ankunft von Migranten helfen. Aber nicht nur, erzählt Räber während seinem Einsatz auf der Insel Lesbos: «Wir sind für die ersten paar Tage gut, die kleinen NGO für die ersten paar Wochen. Dann müssten eigentlich die Grossen übernehmen. De facto ist es aber so, dass die kleinen NGO und wir Privaten hängen bleiben, weil die Aufgaben nicht übernommen werden.»
De facto ist es so, dass die kleinen NGO und wir Privaten hängen bleiben.
So ist Räber mit seiner Freiwilligen-Organisation jetzt schon seit anderthalb Jahren in Griechenland aktiv. Denn die griechischen Behörden und die UNO seien immer noch überlastet und die Flüchtlingslager überfüllt. Deshalb brauche es die private Initiative noch lange, um das Elend der Asylsuchenden zu mildern, so Räber.
Auch Einheimische sind auf Unterstützung angewiesen
Aber nicht nur die Lage der Asylsuchenden sei prekär, sondern auch der griechischen Bevölkerung gehe es schlecht. Das hat der pensionierte Ayurveda-Therapeut Jakob Kohn bei verschiedenen Reisen im Land festgestellt.
Wegen der Finanzkrise müssten viele Griechinnen und Griechen heute mit viel weniger Geld auskommen als früher. Kohn hat deshalb den Verein «Griechenlandhilfe» für die lokale Bevölkerung gegründet.
Wir stellen Gassenküchen Geld zur Verfügung, damit sie die Menschen ernähren können.
Er sammelt Geld und Güter: «Das ist im Moment vor allem Kleidung, aber auch Hygienematerial. Das bringen wir direkt nach Griechenland an Kinderheime, Waisenhäuser, Behinderten- und Altenheime, und wir stellen Gassenküchen Geld zur Verfügung, damit sie die Menschen ernähren können.»
Auch wenn Griechenland die Schlagzeilen momentan nicht mehr dominiert: Es gibt immer noch manche Schweizer, die dem Land in Not helfen.