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Professional Bachelor Berufliche Titel werden nicht international angepasst

Der Ständerat will Schweizer Ausbildungstitel nicht internationalisieren. Das wird von verschiedenen Seiten bedauert.

Um die Diskussionen um die Titel Professional Bachelor oder Professional Master zu verstehen, muss man rund 20 Jahre zurückschauen. Seit Bologna, der umfassenden Bildungsreform, schliessen Studierende ihr Studium als Bachelor oder Master ab. Sie haben an Universitäten oder Fachhochschulen studiert. Berufsleute, die sich an höheren Fachschulen spezifisch weitergebildet haben, tragen andere Titel, oftmals mit dem Zusatz HF.

Wir müssen jedes Mal erklären, was wir für einen Abschluss haben.
Autor: Urs Gassmann Geschäftsführer des Verbands der HF-Diplomierten

Urs Gassmann ist Geschäftsführer des Verbands der HF-Diplomierten. Er hat in seinem Berufsleben oftmals erklären müssen, wie gut er qualifiziert ist. «Ich habe damals den Maschinenbautechniker TS abgeschlossen. Heute heisst das HF. Als wir ein Projekt mit Indien hatten, riet man mir: Sag bloss nicht, dass du Techniker bist, sag etwas, das man international versteht.»

Etwas, das man international versteht, wäre seiner Ansicht nach: ein Professional Bachelor oder Professional Master. In Österreich und Deutschland werden diese Titel vergeben, nicht aber in der Schweiz. Dies sei ein Nachteil bei der internationalen Stellensuche und ein Nachteil bei internationalen Geschäftsbeziehungen, sagt Gassmann: «Wir müssen jedes Mal erklären, was wir für einen Abschluss haben.»

Nicht noch mehr Verwirrung stiften

Gassmann hat viele Politikerinnen und Politiker auf seiner Seite. Auch der schweizerische Gewerbeverband gehört zu den Befürwortern. Der Arbeitgeberverband hingegen weist auf ein weiteres Problem hin: Es gibt inzwischen zahlreiche Weiterbildungskurse an Universitäten und Fachhochschulen mit englischen Namen.

Möglicherweise machen diese Etiketten der höheren Berufsbildung Konkurrenz. Nicole Meier vom Arbeitgeberverband sagt: «Die Anerkennung der Abschlüsse in der Berufsbildung hat gerade gegenüber den Weiterbildungen der Fachhochschulen gelitten.»

Zwei Hände, die eifrig auf einer Laptoptastatur schreiben
Legende: Der Titel Höhere Fachschule HF wird noch nicht zum Professional Bachelor. SRF/SF/Oscar Alessio/Archiv

Es ist ein Titel-Wirrwarr für viele. Gerade darum ist es aus Sicht der Fachhochschulen am einfachsten, wenn keine weiteren Titel wie ein «Professional Bachelor» oder «Professional Master» dazukommen. Das würde nur für zusätzliche Verwirrung sorgen, sagt Andri Silberschmidt, FDP-Nationalrat (ZH) und Präsident des Verbands der Fachhochschulen.

Bachelor und Master seien Titel, die den Fachhochschulen und Universitäten vorbehalten seien. Das soll so bleiben, sie würden sonst verwässert. Und es nütze jenen Berufsleuten gar, die einen höheren Abschluss erlangt haben. «Die höhere Berufsbildung brilliert mit ihrer Praxisnähe. Wenn man da Titel verwendet, die eigentlich akademisch sind, führt es auch zu einer Akademisierung in der Berufsbildung.»

Titel werden nicht verwässert

Diese Argumente haben den Ständerat überzeugt. Eine entsprechende Motion, die im Nationalrat durchkam, ist wieder vom Tisch. Nationalrat Matthias Aebischer (SP/BE) der mit seiner Motion die Diskussion angestossen hat, sagt, die Angst der Akademiker vor Titel-Verwässerung sei unbegründet.

Es gehe lediglich darum, dass sich die höher gebildeten Berufsleute gleich nennen dürften wie die Kolleginnen und Kollegen im Ausland. «Vor zwei Jahren hat es Deutschland eingeführt. Jetzt ist das Staatssekretariat am Zug. Ich werde mich direkt dort einbringen, damit dieser Professionelle Bachelor kommt», sagt Aebischer. Beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sind die neuen Titel als ergänzende Bezeichnungen für höher gebildete Berufsleute in Abklärung.

Echo der Zeit, 07.03.2023, 18Uhr

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