Seit gut 20 Jahren gibt es an Schweizer Schulen das sogenannte «Experiment Nichtrauchen». Klassenweise verpflichten sich Jugendliche, ein halbes Jahr lang nicht zu rauchen. Dafür können sie Reisegutscheine gewinnen. Im vergangenen Jahr nahmen 1800 Klassen daran teil.
700'000 Franken pro Jahr
Doch auf Ende Schuljahr wird das Programm eingestellt. Der Bund hat den Geldhahn zugedreht, und ein fertiges Programm für das im August beginnende neue Schuljahr gibt es noch nicht.
Geld ist einiges geflossen vom Tabakpräventionsfonds des Bundes ins «Experiment Nichtrauchen». Durchschnittlich waren es 700'000 Franken pro Jahr, um junge Menschen für ihr Nichtrauchen zu belohnen. Doch nun hat die Strategie in der Tabakprävention geändert.
Die Zeiten seien vorbei, in denen eine Fachperson vor der Klasse über Lungenschäden referiere und die Jugendlichen stumm zuhörten. «Es erfüllt auch nicht mehr die Erwartungen der Schulgemeinschaft», sagt Peter Blatter, Geschäftsführer des Tabakpräventionsfonds des Bundes. «Diese wünscht sich eine thematische Offenheit und eine Integration der Tabakprävention-Aktivitäten in die Lehrpläne und in die Bildung für nachhaltige Entwicklung.»
Neue Ideen müssen her
Will heissen: Das Programm muss in den Lehrplan 21 passen und verschiedene Themen miteinander verknüpfen – etwa Umweltpolitik, Menschenrechte und Gesundheit. Neue Ideen müssen her. Liefern sollen diese die Stiftung Education 21, die im Auftrag diverser Bundesämter und Kantone tätig ist.
Für die konkrete Erarbeitung können aber auch die Schülerinnen und Schüler selber anpacken. Doch die Zeit drängt. Das neue Schuljahr beginnt schon in wenigen Wochen. «Wenn wir wollen, dass Schülerinnen und Schüler mitwirken können, ist die Möglichkeit erst ab dem nächsten Schuljahr da, um wirklich ganz konkrete Inhalte oder Ideen zu verfeinern», so Iwan Reinhard von Education 21.
Prävention auch ohne nationales Programm
Bis das Programm zur Tabakprävention in den Schulen ausgereift ist, will sich der Bund drei Jahre Zeit geben. Das Thema gehe in dieser Zeit bestimmt nicht vergessen, ist sich der Geschäftsführer des Präventionsfonds sicher.
«Fakt ist, dass im Zuge der Entwicklungen des neuen Angebots die verschiedenen Zielgruppen umfangreich und intensiv befragt und eingebunden werden», erklärt Peter Blatter. «Das stimmt mich sehr optimistisch, dass das neue Angebot einen höheren Bekanntheitsgrad erreichen wird als das bisherige.»
Das bestätigt auf Anfrage auch Thomas Minder vom Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. Die Schulen würden auch ohne nationales Programm weiter Prävention betreiben, und bei einem guten Programm würden sie bestimmt wieder einsteigen.