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Projekt «Bypass» Bevölkerung soll Luzerner Autobahnausbau stoppen

In Biel hat es geklappt: Widerstand aus der Bevölkerung kippte ein Projekt des Bundes. Luzern will dasselbe erreichen.

Die Planung für den Autobahnausbau in Luzern läuft seit 15 Jahren. Der sogenannte Bypass soll die Stadt vom Verkehr entlasten. Kernstück sind zwei neue Tunnelröhren. Sie sollen den Transitverkehr auf der Nord-Süd-Achse schlucken.

Heute rollt dieser Verkehr entlang der Stadt über die bereits bestehende Autobahn. Diese werde durch den Bypass entlastet, sind die Befürworter überzeugt. Sie soll künftig als Stadtautobahn dem regionalen Verkehr dienen.

Im Februar 2024 hat der Bund den Bau des Bypasses faktisch bewilligt. Auch die Kosten von rund 1.7 Milliarden Franken übernimmt der Bund. Trotzdem ebbt der Widerstand gegen das Projekt nicht ab – im Gegenteil. Seit dem eidgenössischen Nein zum Autobahnausbau im letzten November ist er sogar erstarkt.

Widerstand in den Gemeinden

«In den vom Bypass betroffenen Regionen war die Ablehnung bei der Abstimmung besonders hoch», sagt Michael Töngi. Er ist Nationalrat der Grünen und Präsident des Verkehrsclub Luzern VCS. Die Nein-Anteile lagen über dem nationalen Wert von knapp 53 Prozent. Sie sind aber vergleichbar mit jenen in anderen urbanen Gebieten.

Luftaufnahme einer kurvigen Autobahn durch grüne Landschaft bei St. Margrethen.
Legende: Die Autobahnverzweigung Rotsee in Emmen: Bringt der Bypass Entlastung oder mehr Verkehr? Keystone/Urs Flüeler

Trotzdem sieht sich der VCS durch die Abstimmung bestärkt. Zusammen mit Umweltverbänden und Quartiervereinen hat er in den Gemeinden Emmen und Luzern Volksinitiativen lanciert, die dem Bypass an den Kragen wollen. Die Gemeinden sollen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel gegen den Bau wehren müssen, so das Ziel.

Das Komitee stellt sich gegen den Bypass, weil er das Stauproblem der Stadt nicht löse. «Mehr Strassen führen einfach zu mehr Verkehr», sagt Michael Töngi. Er spüre auch aus der Bevölkerung einen grossen Unmut darüber, dass der Autoverkehr weiter gefördert werde.

Wir erhoffen uns Schub für den Widerstand.
Autor: Michael Töngi Präsident Verkehrs-Club Luzern

Die Bevölkerung sei gegen den Bypass, ist er deshalb überzeugt. Von den Volksinitiativen erhofft er sich neuen Schub für den Widerstand. Bereist 2021 forderten verschiedene Verbände, darunter der VCS, dass der Bund die Planung abbricht.

Vorbild Biel

Was sich das Initiativkomitee nun in Luzern erhofft, ist in Biel 2020 gelungen. Widerstand aus der Bevölkerung verhinderte den Bau eines Autobahntunnels am Westrand der Stadt. Dem Gegenkomitee gelang es, 5000 Personen für eine Demonstration in Biel zu mobilisieren. Darauf beerdigten der Bund und der Kanton Bern das Projekt definitiv.

Wie die Bieler Bevölkerung die Autobahn stoppte

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2014 sagte der Bundesrat Ja zum Projekt Westumfahrung. Eigentlich hätten die Bauarbeiten 2020 starten sollen. 20 Jahre hätten sie gedauert und 2.2 Milliarden Franken gekostet.

Als aber die konkreten Pläne für die Umsetzung vorlagen, formierte sich Widerstand in der Bevölkerung. Ein Komitee wurde gegründet, das Stadtspaziergänge organisiert und demonstriert.

Bund und Kanton reagierten und sistierten das Projekt. 2019 wurde ein Dialogprozess gestartet. Befürworter/-innen und Gegner/-innen trafen sich regelmässig und waren sich zumindest in einem Punkt einig: Das Projekt wird so nicht weiterverfolgt. Eine gemeinsame, neue Variante wurde allerdings nicht gefunden.

Die Behörden begruben schliesslich Ende 2020 das Projekt Westumfahrung definitiv.

«Biel hat uns gezeigt, dass es möglich ist, ein Autobahnprojekt abzuwenden», sagt Kathrin Baumann. Sie gehört zu den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz. Der Verein hat die Volksinitiativen in Luzern und Emmen mit lanciert. Ein Mittel, das in Biel nicht zum Einsatz kam.

«Wir wollen die Stimmung in der Bevölkerung mit der Initiative abbilden», so Baumann. Bis im Juli hat das Komitee Zeit, die nötigen Unterschriften für die Abstimmungen auf Gemeindeebene zu sammeln.

Befürworter: Kapazitätsausbau nötig

Kein Verständnis für dieses Vorhaben hat der Luzerner FDP-Nationalrat Peter Schilliger. Er ist ein klarer Befürworter des Projekts Bypass. Der Verkehr nehme zu, das sei eine Tatsache aufgrund des Bevölkerungswachstums. «Um der Verkehrsüberlastung in der Stadt und Agglomeration Luzern entgegenzuwirken, brauchen wir zusätzliche Kapazitäten», sagt er.

Bereits jetzt hat sich das Projekt Bypass durch ein Beschwerdeverfahren beim Bundesverwaltungsgericht verzögert. Das zuständige Bundesamt für Strassen Astra rechnet mit einem Baubeginn frühestens Mitte März 2026.

Regionaljournal Zentralschweiz, 2.5.2025, 17:30 Uhr ; 

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