«Ich fühle mich an vielen Ort in der Stadt nicht wirklich sicher.» Die Aussage einer jungen Frau, die sich nach der Schule im Basler De-Wette-Park beim Bahnhof SBB aufhält, lässt aufhorchen. Doch die Erfahrung der jungen Frau ist kein Einzelfall.
Immer wieder berichten Jugendliche, dass sie sich im öffentlichen Raum in einer Stadt nicht sicher fühlen und sogar gewisse Gebiete meiden, vor allem in der Nacht: «Rund um den Bahnhof oder an gewissen Orten im Kleinbasel, zum Beispiel beim Hafen, ist es nicht sehr sicher», erzählt eine andere junge Frau.
Das Projekt «Girl City» in Basel setzt sich genau mit solchen Ängsten von Mädchen und jungen Frauen auseinander. Dahinter stehen die beiden Architektinnen Daniela Torres und die Nevena Torboski. Sie engagieren sich schon seit längerer Zeit in verschiedenen gemeinnützigen, sozialen und feministischen Projekten.
Für «Girls City» haben Torres und Torboski junge Frauen im Teenageralter befragt. «Unser Fokus liegt bei Teenagern. Sie sind keine Kinder mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Für sie ist es wichtig, dass wir ihnen Raum in einer Stadt ermöglichen», sagt Nevena Torboski. Daniela Torres ergänzt: «Jugendliche werden bei der Stadtplanung zu wenig berücksichtigt.»
Besonders drei Orte werden von Jugendlichen immer wieder als «Unort» bezeichnet: der Bahnhof SBB und die Umgebung, die Dreirosen-Anlage und in der Nacht Parkanlagen wie der Kannenfeldpark.
Im Zentrum von «Girls City» stehen die Gefühle und Erfahrungen von jungen Frauen und Teenagern. Das Projekt dauert über das ganze Jahr und ist in drei Phasen aufgeteilt:
- In einem ersten Schritt haben die beiden Projektverantwortlichen nachgefragt, an welchen Orten sich junge Frauen besonders wohl und an welchen Orten sie sich besonders unwohl fühlen. Diese Gebiete können sie auf einer Karte als «Unort» oder «Wohlfühlort» markieren und Fotos einschicken. Die Resultate wurden im Frühling an einer Ausstellung im De-Wette-Park beim Bahnhof präsentiert.
- In einem weiteren Schritt werden gemeinsam mit Jugendlichen Ideen formuliert, wie man solche Unorte vermeiden oder aufwerten könnte. Also, was die Stadt sowie Planerinnen und Planer unternehmen können, damit sich junge Frauen wieder wohl und sicher fühlen können. Dies soll in den Sommerferien stattfinden.
- Im Herbst werden die Resultate dann im Rahmen einer Architekturwoche Fachleuten präsentiert. Damit diese in Zukunft bei der Gestaltung des öffentlichen Raums mehr Rücksicht auf die Sorgen und Ängsten von Teenagern nehmen.
Der Auftakt des Projekts sei bei Jugendlichen bereits auf ein grosses Interesse gestossen, sagt Nevena Torboski. «Sobald man das Thema anspricht, sprudeln die Gedanken und Ideen aus den Jugendlichen heraus.» Auf kreative Art und Weise sollen mit «Girl City» die Wünsche und Bedürfnisse von Teenagern hörbar und sichtbar gemacht werden. Junge Frauen sollen eine Plattform erhalten, wo über ihre Ängste gesprochen werden kann.
Für die eine junge Frau im De-Wette-Park ist klar: Sie fühlt sich am wohlsten, wenn sie in einer Gruppe mit Freundinnen und Freunden unterwegs ist. «Wir sind dann halt eher daheim oder bei Freunden zu Hause. Die Gruppe macht es aus, ob ich mich sicher fühle oder nicht.»