- Im August 2016 ist eine F/A-18 der Schweizer Armee im Gebiet Susten in eine Felswand geflogen.
- Der damals 27-jährige Pilot flog zu tief und kam bei dem Unglück ums Leben.
- Vor dem Militärgericht in Muttenz BL stehen nun ein Fluglotse und der Pilot, der mit dem Unglückspiloten auf Patrouille war.
Es herrschte kein ideales Flugwetter am Unglückstag: Nasskalt und trüb. Die Sicht auf dem Flugplatz Meiringen BE war aber klar, als die beiden Piloten am 29. August 2016 nach 16 Uhr zu ihrem Patrouillenflug abhoben.
Am Start: ein erfahrener Pilot und Fluglehrer, der sogenannte «Leader». Im zweiten Jet ein 27-jähriger Pilot als «Trailer».
Die Sicht verschlechterte sich kurz nach dem Abheben. In den Bergen hing eine geschlossene Wolkendecke.
Kurze Zeit nach dem Start kam es dann im Gebiet «Hinter Tierberg» zu dem fatalen Unfall. Der Pilot, der kurz vor Abschluss der Umschulung auf die F/A-18 stand, flog in eine Felswand. Laut Untersuchungsbericht rund elf Meter unter dem Grat.
Wer trägt die Schuld an dem Unglück? Diese Frage soll nun die Militärjustiz klären. Beim Prozess vor dem Militärgericht 2 stehen der Fluglotse und der andere Pilot. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Im Zentrum des Prozesses steht der Fluglotse.
Flight Level 100 statt 150
Weil die Sicht schlecht war, versuchte der Unglückspilot kurz nach dem Start das Radar seines «Leaders» aufzuschalten, dies gelang ihm jedoch nicht. Deshalb fragte er bei der Flugsicherung in Meiringen nach Anweisungen, worauf der Lotse die Anweisung gab, auf «Flight Level 100» zu fliegen. Dies entspricht einer Höhe von 10'000 Fuss. Richtig gewesen wäre aber im Gebiet Susten eine Höhe von 150, also eine Flughöhe von 15'000 Fuss.
Weshalb es zu dieser falschen Höhenangabe kam, soll sich in den nächsten Tagen zeigen. Aber auch, warum der zweite Pilot den fatalen Funkspruch nicht korrigierte oder warum der Unglückspilot nicht selbst bemerkte, dass die Höhenangabe zu tief war. Und: Warum startete der erste Pilot mit zu tiefer Geschwindigkeit und in einem zu steilen Winkel? Daher steht auch der «Leader»-Pilot vor Gericht.
Anruf kam zu spät
SRF-Aviatikexperte Michael Weinmann betont, dass der Pilot des Unglücksjets hätte wissen müssen, dass er zu tief flog. Dies werde normalerweise in einem Briefing vor dem Flug besprochen. Am Schluss habe aber auch eine Verkettung von verschiedenen Missgeschicken zum Unglück geführt.
Angefangen beim Radarkontakt, der nicht zustande kam, dann die falsche Höhenangabe. Aber auch ein Warnsystem, das vor einem Crash warnt, habe eine Rolle gespielt. «Diese Terrainwarnung im F/A-18 ist nicht sehr sensibel eingestellt, sonst würde sie die ganze Zeit angeben, wenn man in Meiringen mitten in den Bergen startet», sagt Weinmann.
Gemäss Untersuchung soll der Fluglotse seinen Fehler noch bemerkt haben, erreichte den Piloten aber nicht mehr über Funk, weil dieser bereits vorschriftsgemäss auf den Kanal der Flugsicherung in Dübendorf umgestellt hatte. So kam der Anruf schlichtweg zu spät.
Urteil am 9. Januar
Der Fluglotse telefonierte danach noch mit der Flugsicherung in Dübendorf. Zu spät: 58 Sekunden nach dem Funkspruch prallte die F/A-18 in die Felswand.
Skyguide, die Arbeitgeberin des angeklagten Lotsen, kam kurz nach dem Vorfall zum Schluss, ihn trotz seines Fehlers weiterzubeschäftigen. «Aufgrund der Erkenntnisse unserer internen Untersuchung hat der Lotse nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet», sagt Urs Lauener, Leiter Operationen Skyguide.
Der Prozess dauert mehrere Tage, ein Urteil wird für den 9. Januar erwartet.