Angesichts von Krisen, Kriegen und Katastrophen leisten die Schweizer Medien eine bemerkenswert gute und hochstehende Information. Zu diesem Befund kommt das neuste Jahrbuch «Qualität der Medien» der Uni Zürich. Jedes Jahr analysieren Mark Eisenegger und sein Team für den Bericht Zehntausende von Zeitungstexten, Radio- und Fernsehberichten und Online-Beiträgen.
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Man habe den besten Qualitätswert seit 2015 gemessen – damals wurde die Untersuchung erstmals durchgeführt –, sagt Studienleiter Eisenegger. «Das ist erfreulich – aber auch erstaunlich angesichts der Tatsache, dass es um die Ressourcen im Journalismus nicht zum Besten steht.»
Auch Boulevard setzt auf Qualität
Trotz der knappen Finanzen leisteten die Schweizer Medien vorwiegend gute Arbeit, so der Leiter des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich. «Corona und der Ukraine-Krieg haben dazu geführt, dass sich der Journalismus vermehrt auf relevante Themen konzentriert und stärker eingeordnet hat.»
Insbesondere SRF-Sendungen wie «Rendez-vous», «Echo der Zeit» oder «10vor10» zeichnen sich laut dem Jahrbuch aus durch Relevanz und hohe Einordnungsleistungen. Doch auch andere Mediengattungen legten qualitativ zu: Die Strategie zu mehr Qualität habe allgemein an Bedeutung gewonnen – vornehmlich auch bei den Boulevardmedien, so Eisenegger.
Diese profitierten auch finanziell davon, so Eisenegger. Denn für gute Qualität sei das Publikum bereit zu bezahlen, auch online. Kein Wunder, setzt seit kurzem auch Blick Online auf eine Bezahlschranke für einzelne Artikel.
Uninteressierte mit neuem Ansatz abholen
Anderseits hat angesichts von Klimakrise, Kriegen und Kaufkraft-Problemen auch die Zahl derjenigen zugenommen, die sich aus dem täglichen News-Konsum ausklinken – sie machen inzwischen 40 Prozent der Bevölkerung aus.
Sowohl der positive als auch der konstruktive Journalismus stossen auf grosses Interesse.
Viele dieser Menschen würden gerne auch Berichte über mögliche Lösungsansätze und gute Beispiele erfahren, hat Medienexperte Eisenegger festgestellt.
«Sowohl der positive als auch der konstruktive Journalismus stossen auf grosses Interesse – auch bei den politisch Desinteressierten», stellt der Studienleiter fest. Deshalb: «Für die Medien könnte das ein Weg sein, genau diese stark wachsende Gruppe besser anzusprechen und zu erreichen.»
Es gibt auch gute News!
Diesem Ansatz hat sich zum Beispiel Good News aus Deutschland verschrieben. Das Newsportal filtert aus der täglichen Themenvielfalt jeweils einige Artikel oder Berichte heraus, die hoffnungsvolle Entwicklungen oder innovative Lösungen aufzeigen. Die Idee: Menschen, die sich von Nachrichten abwenden, aber trotzdem gewisse Informationen möchten, sollen bei Good News landen, wie Bianca Kriel von der Good-News-Redaktion sagt.
Man wolle dem Publikum – rund 50'000 Unserinnen und User nutzen die App regelmässig – dabei keineswegs eine heile Welt vorgaukeln, betont Kriel. Man wolle eine Ergänzung sein zur klassischen Berichterstattung – um zu zeigen, dass es auch Ideen, Lösungen und Bewegung gebe.
Probleme benennen und über mögliche Lösungsansätze berichten: Das also könnte eine Lösung sein – auch für das Problem, dass sich viele Leute von den News abwenden.