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Ramponiertes Image Wie steht es um den Ruf der Schweiz?

Nach dem Scheitern der CS scheint der Ruf der Schweiz angekratzt. Auch die Haltung im Ukraine-Krieg macht zu schaffen. In vielerlei Hinsicht ist die Schweiz aber durchaus beliebt.

Wenn es nach Touristinnen und Touristen in Luzern geht, ist die Schweiz das wunderbarste Land der Welt. Die Schweiz sei «ein Traumland, das alle besuchen wollen», sagt etwa eine Touristin in einer Strassenumfrage.

Die Schweiz ist ein Traumland, das alle besuchen wollen.
Autor: Touristin

Doch so leicht ist es nicht. Das Schweizer Image hat es schwer in diesen Tagen. Von «Sorgenfalten bei den Eidgenossen» wurde etwa in internationalen Medien getitelt, nachdem die Credit Suisse gerettet werden musste.

Neutralität eckt an

Am Finanzplatz in London wurde der CS-Skandal kritisch mitverfolgt. Finanzexperte Jens Larsen aus London ist überzeugt, dass der Ruf der Schweiz gelitten hat. «Es ist nie gut, wenn ein grosses Finanzinstitut als gescheitert angesehen wird und gerettet werden muss», erklärt Larsen und ergänzt «erst recht, wenn es den Namen des Landes trägt». Es gebe einige, welche den Schweizer Ansatz bei der Bewältigung der Krise hinterfragen würden, so Larsen.

Johannes Matyassy: «Erosion des Images möglich»

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Matyassy war bis Ende Februar Spitzendiplomat im Aussendepartement, zuletzt als stellvertretender Staatssekretär, vorher unter anderem als Chef von Präsenz Schweiz auch während der UBS-Rettung 2008.

Der Diplomat erklärt: «Das Image der Schweiz setzt sich aus unterschiedlichen Facetten zusammen. Dazu gehören Tourismus, Qualität, Stabilität, Forschung und Innovation.» Da sei die Schweiz weiterhin sehr gut positioniert.

Einmalige grosse Ereignisse, wie etwa 2008 mit der UBS oder nun mit der CS, könnten durchaus kurzfristig Ausschläge bei der Wahrnehmung der Schweiz verursachen. «Bei der UBS-Krise konnten wir feststellen, dass das Image gut erhalten geblieben war», so Matyassy. Seit dem 19. März konnte er an den Börsen zudem etwa beim Schweizer Franken keine Einbrüche feststellen. Und auch der Geldabfluss bei der CS konnte gestoppt werden. Was positive Zeichen seien.

Kritisch werde es, wenn es eine Kumulation von negativen Dingen in der Wahrnehmung über ein Land gebe. Diese Ausgangslage bestehe zurzeit. Denn zusätzlich zu der Bankengeschichte gebe es Kritik wegen der Haltung der Schweiz bezüglich der Ukraine und generell auch wegen der Neutralität. «Eine Erosion des Schweizer Images ist also durchaus möglich», so Matyassy. Doch die Schweiz habe den Schlüssel in der Hand, dass es nicht so weit komme.

Gelitten hat das Image der Schweiz auch rund um den Angriffskrieg in der Ukraine. Vor allem westliche Staaten kritisieren die strikte Auslegung der Schweizer Neutralität in Bezug auf Waffenlieferungen zugunsten der Ukraine. Die «Washington Post» schrieb dazu kürzlich: «Arrogant, obstruktiv und moralisch verblendet» wirkten Länder, die sich weigerten, Partei zu ergreifen.

Der deutsche Botschafter in Bern, Michael Flügger, stellt klare Forderungen. «Wir erwarten jetzt auch von der Schweiz, dass sie jedenfalls in bestimmten Stellen über ihren neutralistischen Schatten springt.»

Wir und einige westliche Verbündete haben wenig Verständnis für das Verbot der Wiederausfuhr von Waffen.
Autor: Scott C. Miller US-amerikanische Botschafter in Bern

Und auch der US-amerikanische Botschafter in Bern, Scott C. Miller, ist nicht glücklich mit der Schweizer Haltung: «Wir und einige westliche Verbündete haben wenig Verständnis für das Verbot der Wiederausfuhr von Waffen, die in einigen Fällen vor 10 oder 15 Jahren verkauft wurden.» Das Wiederausfuhrverbot würde in dieser Situation dem Aggressor helfen.

Schweiz beliebt in Washington

Auf dem internationalen Parkett in Washington machte Aussenminister Ignazio Cassis derweil wenig schlechte Erfahrungen. Er sei selbst erstaunt gewesen über die positive Tonalität an der Frühjahrstagung der Weltbank.

Die Neutralität der Schweiz ist im Interesse der Welt, als neutrale Plattform für gute Dienste.
Autor: Ignazio Cassis Bundesrat

Er habe gespürt, dass die Neutralität der Schweiz im Interesse der Welt sei, «als neutrale Plattform für gute Dienste, und um dafür zu sorgen, dass Leute, die nicht mehr zusammen sprechen, doch noch zusammen sprechen können», so Cassis.

10 vor 10, 13.04.2023, 21:50 Uhr ; 

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