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Recycling von Plastikabfällen Wo das Sammeln bereits System hat

Die Migros hat den Projektstart fürs Plastiksammeln kürzlich verschoben, Coop drängt auf eine Branchenlösung. Zwei Thurgauer Unternehmen sind da schon viel weiter.

Auf dem Vorplatz der beiden Kunststoff-Verwerter InnoRecycling und InnoPlastics in Eschlikon (TG) türmen sich Säcke mit gepressten Plastikflaschen. Ein Schredder dröhnt in der Industriehalle. Förderbänder transportieren den zerhäckselten Kunststoff, Reinigungsbäder folgen, bis aus alt wieder neu wird. Die beiden Unternehmen sind in der Schweiz führend im Kunststoff-Recycling. Und sie sind auf Expansionskurs.

Die Verpackungsbranche hat eine Mission und wir damit auch.
Autor: Martin Model Geschäftsführer InnoPlastics

Eine Million Franken wolle man demnächst in neue Recyclinganlagen für Lebensmittelverpackungen investieren, sagt InnoPlastics-Geschäftsführer Martin Model. «In der EU hat es neue Ziele gegeben. Die Mitgliedländer müssen bis 2025 eine Recycling-Quote von 65 Prozent haben. Das sind sehr ambitiöse Zielsetzungen. Damit ist auch Druck da. Die Verpackungsbranche hat eine Mission und wir damit auch.»

Die Mission sieht etwa ein neues Sortierwerk vor, das verschiedene Kunststoffe trennen kann. Denn heute wird in der Schweiz nur verarbeitet, sortiert wird im nahen Ausland. Bis es so weit ist, muss vor allem die Menge an gesammelten Kunststoffabfällen deutlich zunehmen, damit es überhaupt rentiert. «20'000 Tonnen müssen gesammelt werden und für die Sortierung vorgesehen sein. Dann beginnen wir mit der Planung des Werks. Spätestens bei 40'000 Tonnen soll es in Betrieb sein.»

Frau mit Sammelsack
Legende: Vor fünf Jahren haben die Unternehmen InnoRecycling und InnoPlastics im Thurgau ein Sammelsystem lanciert – und es rentiert. Keystone

Das sei zu realisieren, auch wenn man heute erst bei 6000 Tonnen ist. Zuversichtlich stimmen InnoRecycling-Chef Markus Tonner die Erfahrungen mit dem Sammelsack, den man vor fünf Jahren in 140 Ostschweizer Gemeinden eingeführt hat. «Die Leute, die sich dafür interessieren, wissen, dass es ihn gibt. Aber es wird nicht gross Werbung dafür gemacht. Das ist sicher einer der wichtigen Gründe, warum noch nicht mehr gesammelt wird. Ein anderer Punkt kann sein, dass es noch zu wenige Sammelstellen gibt.»

Mit der Migros als Partner wolle man dies lösen: mit einem Sammelsack, den man in der Filiale ab kommendem Jahr abgeben könne. Denn der vermeintliche «Recycling-Weltmeister» Schweiz schneide Stand heute schlecht ab bei den Kunststoffabfällen – mit einer Sammelquote von nur gerade drei Prozent.

HeuteMorgen, 13.07.2020, 06:30 Uhr

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