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Umstrittenes Migros-Angebot Mit Plastiksack gegen Plastikabfall

Die Migros will einen Beitrag zum Plastikrecycling leisten. Was das bringt, ist umstritten.

Die Migros will einen Beitrag zur Wiederverwertung von Plastikverpackungen leisten. Alle Plastikverpackungen, ausgenommen PET, können gesammelt und in den Migros Filialen abgegeben werden. Das Material wird dann von externen Firmen sortiert und anschliessend rezykliert.

Das so gewonnene Plastikgranulat will die Migros für neue Produkte verwenden. «Wir möchten hier möglichst kostendeckend arbeiten», sagt Christine Wiederkehr, Leiter Nachhaltigkeit bei der Migros Gruppe. «Das Hauptziel ist, etwas Gutes für die Umwelt zu tun.» Ein Wunsch, der auch von den Kunden gekommen sei, betont die Migros.

Wie 30 Kilometer weniger fahren

Wie viel das aber der Umwelt bringt, sieht Recycling-Experte Fredy Dinkel skeptisch: «Der zusätzliche jährliche Nutzen des Recyclings entspricht etwa der Energie von 30 Kilometer weniger Auto fahren oder ein Steak von 100 Gramm weniger essen.»

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert das Angebot der Migros und spricht von einer Scheinlösung. Es bestehe das Risiko, dass dieses Angebot zu einem höheren Verbrauch von Plastik führe. «Die KonsumentInnen könnten annehmen, dass Recycling ein umweltfreundlicher Ausweg aus der Plastikkrise sei», sagt Philipp Rohrer, Experte für Zero Waste bei Greenpeace Schweiz. Das sei ein Trugschluss, weil Plastik aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird und bei der Herstellung viel Energie verloren ginge.

Den Recyclingsack lanciert die Migros zuerst in der Zentralschweiz, bis in einem Jahr soll er bei erfolgreicher Testphase schweizweit erhältlich sein. Die Säcke kommen in drei Grössen und kosten zwischen 90 Rappen und 2.50 Franken. In den meisten Kantonen der Schweiz sind die Gebühren der Sammelsäcke somit tiefer als die bisherigen Abfallsäcke, auch wenn der Migros-Recyclingsack nur für Plastik geeignet ist.

10vor10, 17.6.2020, 21:50 Uhr, srf/bern;

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