- Die Reformierte Kirche will eine Studie zu sexuellem Missbrauch durchführen.
- Dazu hat sie einen entsprechenden Antrag beim Kirchenparlament eingereicht, wie Präsidentin Rita Famos in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt.
- In der Studie soll die Frage behandelt werden, wo überall Missbrauch geschieht und wie häufig.
- Die Untersuchung solle Ergebnisse aus der ganzen Bevölkerung liefern. So sollen auch Familien, Sportverbände und Schulen profitieren können.
Missbrauch sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagte Rita Famos in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Und es gehe nicht darum, von Fällen in den eigenen Reihen abzulenken. Eine vertiefte Untersuchung, speziell im reformierten Umfeld, sei in der Befragung daher auch geplant.
Ähnliche Studie in Deutschland
Eine Studie in der evangelischen Kirche in Deutschland hatte zur Entscheidung für den Studienantrag in der Schweiz geführt. In einer Hochrechnung schätze die Studie, dass in Deutschland seit 1945 mindestens 9000 Menschen in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt erlitten.
Sie statuierte mindestens 2225 aktuell Betroffene und mindestens 1259 mutmassliche Täter, grossmehrheitlich Männer. Die Ergebnisse wurden Anfang 2024 bekannt.
Kirchensynode wird entscheiden
Voraussichtlich wird die Studie der Reformierten Kirche Schweiz 1.6 Millionen Franken kosten, wie aus dem Interview der «NZZ am Sonntag» hervorgeht. Das Kirchenparlament, die Synode, werde im Juni über den Antrag befinden.
Mit der Aufarbeitung des Themas auch in der Reformierten Kirche sollen Opfer eine Stimme bekommen, sagte Rita Famos im SRF-«Rendez-vous» Ende 2023. Zudem gebe es weiteren Handlungsbedarf, beispielsweise müssten die Meldestellen der Kantonalkirchen besser auffindbar sein und landesweit zugänglich werden.
Weiter müsse auch über eine finanzielle Entschädigung der Opfer nachgedacht werden und Schutzkonzepte erstellt werden, wo noch keine bestünden, so Famos.