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Rekord bei Organspenden 2023 Swisstransplant lobt und relativiert den Organspendenanstieg

Noch nie sind in der Schweiz so viele Organe gespendet worden wie im letzten Jahr. 200 Menschen haben ihre Organe laut Bundesamt für Statistik zur Verfügung gestellt – 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Swisstransplant-Direktor Franz Immer erklärt die Zahlen auch mit dem speziell ausgebildeten Fachpersonal auf den Intensivstationen und den hohen Standards bei der Betreuung von Angehörigen.

Franz Immer

Herzchirurg und Direktor von Swisstransplant

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Als Direktor der Stiftung Swisstransplant forscht Franz Immer auf dem Gebiet der Organspende und -transplantation und publiziert zu Themen der Transplantationsmedizin. Auf dem Gebiet der Herz- und Gefässchirurgie hat sich Immer schwerpunktmässig mit dem Einfluss und der Optimierung des tief hypothermen Kreislaufstillstands in der Chirurgie der Aorta auseinandergesetzt und zahlreiche Arbeiten verfasst.

SRF News: Wie kommt bei Ihnen der Rekord an?

Franz Immer: Wir sind sehr erfreut über diese Entwicklung. Erstmals weist die Schweiz 200 verstorbene Spenderinnen und Spender aus. Das ist eine ganz wichtige Information auch für die Menschen auf der Warteliste. Mit der Zahl der Spenderinnen und Spender ist auch die Transplantationsaktivität entsprechend um 20 Prozent gestiegen.

Wir sind heute viel näher bei den Intensivstationen und können situativ mithelfen bei der Frage, ob die Angehörigen im Hinblick auf eine Organspende angefragt werden sollen.  

Wie ist diese Entwicklung 2023 möglich geworden?

Die Zahlen schwanken immer sehr stark. Wir konnten aber wesentliche Aspekte ändern: Zum einen mit den 160 Fachpersonen in den Spitälern mit Intensivstationen. Sie haben allesamt eine komplette Ausbildung durchlaufen. Es sind Expertinnen und Experten für Organ- und Gewebespenden. Der ganze Prozess wurde zugleich digitalisiert. Wenn die Frage der Organspende im Raum steht, können uns die Experten direkt elektronisch und anonym das Dossier vorlegen. Dann kann sehr rasch entschieden werden, ob eine Spende überhaupt möglich ist und wenn ja, welche Organe für eine Spende qualifiziert sind.

Die Schweizer Spitäler mit ihren Intensivstationen machen eine ausgezeichnete Arbeit, was die Erkennung und Meldung von Spenden anbelangt.

Das funktioniert sehr gut. Allein im letzten Jahr waren es 200 solcher Anfragen. Wir sind heute viel näher bei den Intensivstationen. Wir können situativ mithelfen bei der Frage, ob die Angehörigen im Hinblick auf eine Organspende angefragt werden sollen.  

Transplantation.
Legende: Von Organspenden profitierten im vergangenen Jahr in der Schweiz 565 Personen, 111 mehr als im Vorjahr. Ende 2023 warteten aber immer noch 1391 Menschen auf mindestens ein Spenderorgan. Keystone/Martial Trezzini

Der zweite Aspekt ist, dass einzelne Standorte die Spende nach Herz-Kreislauf-Stillstand eingeführt haben. Mit über zehn solcher Spenden war vor allem Sitten im letzten Jahr sehr aktiv. Auch das hat zum stetigen Anstieg der Spenden beigetragen. Wenn man die Zahlen anschaut, welche die Schweiz bei einer im europäischen Vergleich sehr hohen Ablehnungsrate erreicht hat, muss man sagen: Die Schweizer Spitäler mit ihren Intensivstationen machen eine ausgezeichnete Arbeit, was die Erkennung und Meldung von Spenden anbelangt. Aber letztendlich auch bei der Anfrage, wo die Betreuung der Familien auf den Intensivstationen auf einem sehr hohen Standard erfolgt.

Welche Organe sind besonders gefragt?

Mit Abstand am meisten Menschen warten auf eine Niere. Sie machen knapp zwei Drittel auf der Warteliste aus. Dann folgt die Leber.  Dies macht uns besonders viele Sorgen. Trotz des neuen Höchststands an Spenden gab es noch nie so viele Tote auf der Leber-Warteliste. Danach folgen Herz und Lunge, gefolgt von der Bauchspeicheldrüse.

Das Gespräch führte Elmar Plozza.

SRF 4 News aktuell, 24.01.2024, 07:47 Uhr ; 

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