Mit ihren 25 Jahren hat Karina Fruman aus Olten SO schon einiges erreicht. Sechs Jahre war sie Teil der Junioren-Kochnationalmannschaft. Als die Schweiz 2022 in Luxemburg den Weltmeistertitel gewinnt, ist Fruman Team-Captain. Und jetzt hat sie aus gastronomischer Sicht etwas Historisches geschafft: Als erste Frau vertritt sie die Schweiz am renommierten Kochwettbewerb Bocuse d'Or.
Speziell an der ganzen Sache: Ihr Konkurrent in der Vorausscheidung war ausgerechnet ihr Lebenspartner Simon Grimbichler. «Wir haben beide lange überlegt, ob wir diesen Schritt wirklich wagen wollen», erzählt Fruman. «Doch unsere Leidenschaft für das Kochen und die Welt des Wettkampfs war einfach zu gross.»
Testläufe mit Jury
So kam es, dass sich die beiden seit letztem Herbst intensiv auf die Schweizer Vorausscheidung vorbereitet hatten. Ende August gab Bocuse d'Or Suisse die Koch-Aufgabe bekannt: Ein Tellergericht mit Steinbutt und ein Fleischgericht bestehend aus zwei Appenzeller Enten, veredelt mit zwei unterschiedlichen Beilagen – eine davon auf Basis von Schweizer Karotten. Die Zeitvorgabe: fünfeinhalb Stunden.
«Seit Dezember haben wir ein Mal pro Woche trainiert», erzählt Fruman. Insgesamt vier Mal kochten sie alle Gerichte unter Wettbewerbsbedingungen. Sogar eine Test-Jury haben sie dafür aufgeboten. «Es war ein riesiger Aufwand und der hat sich jetzt ausgezahlt», freut sich die Oltnerin.
Das Gewinnermenu von Karina Fruman
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Bild 1 von 3. Der Fischteller: Steinbuttfilet, Steinbuttfarce mit Hummer und Kräutern, eine Kohlrabi-Erbsenkomponente und ein glutenfreies Hefegebäck. Bildquelle: ZVG / Rolf Neeser / Bocuse d’Or Suisse 2025.
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Bild 2 von 3. Die Fleischplatte: Entenbrust, geschmorte Ente und Entenfarce mit Cranberry und Thymian, gekochte Karotte mit Karottenchips und Blauschimmel-Mayo und moderne Bouillon-Kartoffel gefüllt mit Nussbutterschaumsauce und gepickelten Schalotten, serviert mit Kartoffel-Crunch. Bildquelle: ZVG / Rolf Neeser / Bocuse d’Or Suisse 2025.
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Bild 3 von 3. Und so sieht der angerichtete Fleisch-Teller aus. Bildquelle: ZVG / Rolf Neeser / Bocuse d’Or Suisse 2025.
Die Gerichte von Karina Fruman waren glutenfrei. Denn die Köchin leidet seit rund zehn Jahren an Zöliakie – verträgt also kein Gluten. «Beim Bocuse d'Or ist die eigene Handschrift beim Kochen wichtig. Die Zöliakie gehört zu mir und darum koche ich auch so», betont sie. Schlussendlich konnte sie sich an der Schweizer Vorausscheidung im luzernischen Vitznau durchsetzen.
Zuerst gegeneinander, jetzt miteinander
Den Lebenspartner als Konkurrenz zu haben, sei für beide kein Problem gewesen, betont die 25-Jährige. «Eigentlich spielte es gar keine Rolle, wer gewinnt, da wir den Weg gemeinsam weitergehen.» Damit meint die Jungköchin, dass ihr Freund Simon Grimbichler sie nun an der europäischen Vorausscheidung als Commis, also Küchengehilfe, unterstützt.
In diese Kombination setzt Wettbewerbsleiter Jean-Michel Martin von Bocuse d'Or Suisse grosse Hoffnung: «Beide Teilnehmenden haben gezeigt, dass sie über diese Selektion hinausdenken. Das Team, das sich nun formt, bringt grosses Potenzial mit. Es ist eine grosse Freude, zum ersten Mal eine Frau im Namen der Schweiz zum Bocuse d’Or Europe entsenden zu dürfen.» Die vier kontinentalen Vorausscheidungen finden im nächsten Jahr statt. 2027 kommt es dann in Lyon zum grossen Finale.
Grosse Unterstützung
Für die Vorbereitung erhält Karina Fruman Unterstützung von Bocuse d’Or Suisse. Als nächstes geht es darum, ein Team aus Commis, Coaches und Administration zusammenzustellen. Ausserdem wird extra eine professionelle Trainingsküche an den Wohnort von Fruman nach Olten verlegt. «Karina ist auf diesem Weg nicht alleine», betont die Akademie auf Anfrage.