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Revision im Namensrecht «Der Doppelname könnte eine gute Option sein»

Doppelnamen für Ehepaare sind wieder ein Thema, der Nationalrat hat sich diese Woche damit befasst. Der Sinneswandel kommt nicht von ungefähr: Hat sich der Gesetzgeber 2013 erhofft, mit der Abschaffung des Doppelnamens die Gleichstellung zu fördern, ist heute klar: So geht das nicht. Nach wie vor geben bei der Heirat die meisten Frauen ihren Namen ab, die Männer behalten ihren fast immer. Eine Expertin ordnet ein.

Fleur Weibel

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Basel

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Fleur Weibel ist Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Departement Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel. Ihr Fachbereich sind Gender Studies, einer ihrer Forschungsschwerpunkte sind Heiratspraktiken.

SRF News: Nach wie vor verfahren Paare bei der Namenswahl eher traditionell. Was sind die Gründe?

Fleur Weibel: Verschiedene Aspekte spielen eine Rolle. Ein wichtiger Punkt ist, dass der Gesetzgeber mit dem neuen Namensrecht von 2013 zu wenig berücksichtigt hat, dass viele Menschen mit der Heirat ihre Zusammengehörigkeit zum Ausdruck bringen wollen. Die damals eingeführte neue Norm schreibt aber vor, dass jeder seinen Namen behält. Und das stimmt nicht überein mit der Lebenspraxis und den Bedürfnissen vieler Menschen.

Da wurde die falsche Annahme getroffen, dass nur traditionell denkende Menschen einen gemeinsamen Namen wünschen.

Der Gesetzgeber hat die Schweizerinnen und Schweizer also falsch eingeschätzt.

Viele finden einen gemeinsamen Namen etwas Schönes. Da wurde die falsche Annahme getroffen, dass nur traditionell denkende Menschen einen gemeinsamen Namen wünschen. Gleichzeitig wollte man eine einfache Regelung – und hat weitere Möglichkeiten ausgeschlossen. Man hat sich nicht gefragt, wie noch andere Bedürfnisse aussehen könnten bzw. wie diesen Rechnung getragen werden könnte.

Dies führte dazu, dass sich das Verhalten von verheirateten Frauen und Männern in heterosexuellen Konstellationen nicht so sehr verändert hat, wie man es erwartet hat.

Gleichberechtigung: besser mehr als weniger Möglichkeiten

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Auf die Frage, wie viel Trotz von Frauen die Zahlen allenfalls beeinflusst haben, von Frauen, die sich nicht zur Emanzipation gezwungen fühlen wollen, sagt Weibel: «Das Gesetz von 2013 unterteilt die Frauen in traditionsverbundene und ‹moderne› Frauen. Andere Modelle sieht es nicht vor. Die ‹moderne› Frau behält ihren Namen, das ist die Vorstellung. Die traditionsverbundene Frau gibt ihn ab. Ein solches Labeling ist schwierig. Es gibt viele Gründe, den Namen abgeben zu wollen – Missfallen daran, kein Verbundenheitsgefühl dazu, der Wunsch, den Namen des Mannes zu übernehmen usw. Gleichberechtigung funktioniert immer über die Erweiterung von Möglichkeiten und nicht über eine Beschränkung von Wahlmöglichkeiten. Sonst ist man wieder an dem Punkt, an dem man Frauen vorschreibt, wie sie zu sein haben. Man muss zum Punkt kommen, an dem Männer und Frauen individuell gestalten können, wie sie leben möchten.»

Wenn die Doppelnamen wieder eingeführt werden: Wie dürfte sich die Wahl der Namen entwickeln?

Das ist schwierig vorherzusagen. Für Personen, die sowohl ihren Namen behalten als auch die Zugehörigkeit zum Partner oder zur Partnerin und zu den Kindern sichtbar machen wollen, könnte der Doppelname eine gute Option sein.

Ein weiteres Indiz für das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Doppelnamen sind zudem Aussagen von gleichgeschlechtlichen Paaren, die ihre Entscheidung bezüglich des Namens nicht anhand von bereits zugeschriebenen Geschlechterrollen treffen. Einige meiner Interviewpartner und -partnerinnen haben betont, dass ein Name, der sich einseitig nur aus dem Namen der einen Person bildet, für sie kein gemeinsamer Name sei. Vielmehr wäre eine Verbindung beider Namen zu einem Doppelnamen für sie ein gemeinsamer Name.

Wenn nun auch Männer Doppelnamen tragen könnten, könnte das längerfristig auch die Wahrnehmung der Geschlechter verändern.

Leistete das geplante Gesetz, was dem alten misslang: die Gleichberechtigung zu fördern?

Wenn man sich die konkrete Praxis anschaut, glaube ich schon, dass die Einführung von weiteren Möglichkeiten eine Öffnung in den Aushandlungsprozessen der Paare bewirken und so gleichberechtigtere Lösungen begünstigen kann.

Wenn nun auch Männer Doppelnamen tragen könnten, könnte das ferner langfristig auch die Wahrnehmung der Geschlechter verändern. Auch Männer hätten bei der geplanten Anpassung des Gesetzes mehr Spielraum, das darf nicht vergessen gehen, denn für die meisten ist das gänzliche Abgeben ihres Namens schlicht keine Option.

Sind denn die Namen so wichtig für die Gleichstellung? Es sind nur Namen...

Auch wenn es weniger symbolische Gleichberechtigungsthemen gibt wie der Schutz vor sexueller Gewalt, Unterschiede bei den Löhnen, unbezahlte Carearbeit; die Anpassung des Namensgesetzes wäre nicht zu unterschätzen. Mit den Namen, die wir tragen, sind wir täglich konfrontiert und angesprochen. Namen bestimmen über unser Auftreten.

Das Gespräch führte Christine Spiess.  

Tagesschau, 14.03.2024, 19:30 Uhr ; 

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