Was macht man als Bundesrat eigentlich in den Ferien? Gehen die auch in die Badi? Ist Keller-Sutter mit ihrer akkurat frisierten Frisur schon jemals ins Wasser abgetaucht? Wahrscheinlich sitzt sie, mit einer Excel-Tabelle auf den Knien, auf dem Floss und kürzt das Budget fürs nächste Bundesratsreisli. Wenn nach dem Plantschen alle sieben mit ihren Badetüchern auf der Wiese liegen, steht Parmelin vermutlich ganz motiviert auf und will für alle ein Magnum holen. Aber Karin erlaubt aus Budgetgründen nur Wasser-Glace.
Wenn man Bundesrat Parmelin in der Badi antrifft, trägt er dann so eine Badehose wie Borat?
Wie auch immer: Wenn der Bundesrat in der Badi sitzt – wer regiert dann die Schweiz? Vielleicht erübrigt sich diese Frage, denn hierzulande sagen wir jeweils: «Bei uns regiert das Volk». Nur frage ich mich dann: Wer genau ist das?
Am Abstimmungssonntag höre ich in den Nachrichten: «Die Mehrheit hat entschieden». Die Mehrheit?
Wir leben in einem System, in dem 14 Prozent über uns alle entscheiden.
In der Schweiz leben 9 Millionen Menschen. Ziehen wir davon alle ab, die keinen Schweizer Pass haben und alle unter 18 Jahren, dann kommen wir auf 5,6 Millionen Stimmberechtigte. Nun, die Stimmbeteiligung liegt bei uns bei 45 Prozent. So sind wir also noch bei 2,6 Millionen Personen, die tatsächlich abstimmen gehen. Wenn dann bei einer Abstimmungsvorlage 51 Prozent «Ja» stimmen, dann sind das etwa 1,3 Millionen – das ist «die sogenannte Mehrheit».
1,3 Millionen Menschen, das sind 14 Prozent von über 9 Millionen. Wir leben in einem System, in dem 14 Prozent über uns alle entscheiden.
Unser Bundesrat macht einmal im Jahr Ferien. Eine Mehrheit vom Volk tut dies das ganze Jahr lang!
Warum machen wir eigentlich diesen ganzen Aufwand mit der direkten Demokratie? Jahrelang lassen wir die Räte im Parlament über ein Gesetz debattieren, es wird von der einen Kammer in die andere geschickt, dann gibt es ein Referendum, es gibt per Post ein Abstimmungsbüchlein nach Hause und dann entscheiden am Ende 14 Prozent? 14 Prozent sind ein Siebtel. Das ist, als würde im Bundesrat eine Person über alles entscheiden.
Wenn dem so wäre, dann würden wir nicht von einer direkten Demokratie sprechen, sondern von einer direkten Diktatur. Karin Keller-Sutter würde vom Floss verkünden: «Ab sofort gibt es für alle nur noch Wasserglace!».
Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Menschen an unserer Demokratie beteiligen?
Unser Bundesrat macht einmal im Jahr Ferien. Eine Mehrheit vom Volk tut dies das ganze Jahr lang! Und ich frage mich: Was müsste passieren, damit sich wieder mehr Menschen an unserer Demokratie beteiligen?
Vermutlich bräuchte es ein einschneidendes Erlebnis, was die Mehrheit panisch ihre Ferien abbrechen lässt, um nach Hause zu fahren und am Küchentisch den Stimmzettel auszufüllen. Dieses alles verändernde Erlebnis? In der Badi sind die Abstimmungsfaulen auf dem Weg zur Umkleide und plötzlich kommt Parmelin um die Ecke und sie sehen: «Der trägt ja tatsächlich Borat-Hösli!».