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Die etwas anderen News Es ist ja nur Frauenfussball

Fussball-EM in der Schweiz! «Aber es sind ja nur die Frauen…», sie bieten zwar Sport auf höchstem Niveau, sind aber eben: «nur» Frauen. Ist ja klar, dass die weniger verdienen als männliche Spitzenfussballer. Eines haben wir schliesslich im Juni gelernt: «Ein Lohn muss nicht zum Leben reichen.»

Bänz Friedli

Kabarettist

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Der Zürcher Kabarettist mit Berner Wurzeln ist Meister darin, den Finger dort draufzuhalten, wo es wehtut. Dabei bleibt Bänz Friedli stets ein Erzähler, der vermeintlich Kleines mit dem ganz Grossen verbindet. 2015 war er Preisträger des Salzburger Stiers, 2024 des Prix Cornichon. Aktuell ist er mit seinem Programm «S isch kompliziert» auf verschiedenen Deutschschweizer Bühnen zu sehen. Fürs «Spasspartout» auf SRF1 moderiert Bänz Friedli jeweils die Live-Kabarett-Abende «Ohrfeigen» aus dem Kleintheater Luzern.

Das Volk ist der Souverän! Wir werden es auch heuer hundert- und tausendfach zu hören bekommen in den 1.-August-Ansprachen unserer Bundesparlamentarier und vereinzelter -innen. Dass Föderalismus und Volkswille für uns – ganz anders als im bösen Europa der «fremden Vögte» – über allem stehen.

Das «Buebetrickli», mittels dessen demokratische Entscheide zur Makulatur werden, heisst elegant «Übersteuern»

Ausser, der Arbeitgeberverband lobbyiert so saugut, dass in der Junisession nach dem Stände- nun auch der Nationalrat die kantonalen Mindestlöhne rasch mal aushebelt. Minimale Stundenansätze, wie sie vom Souverän in Kantonen wie Genf, Basel, Neuenburg und Jura beschlossen wurden? «Weg damit!», befindet unser Parlament. Und das «Buebetrickli», mittels dessen demokratische Entscheide zur Makulatur werden, heisst elegant «Übersteuern». Nationale Gesamtarbeitsverträge sollen den kantonalen Mindestlohn «übersteuern», Volkswille hin oder her.

Es gibt halt solche und andere Büez.

«Die linken Genfer müssen nicht meinen!», mag sich der Ständerat aus der Suisse primitive – wie die Genferinnen sagen – gedacht haben, als er den Vorstoss einreichte. Minimallöhne auch für mindere Büez? Vergiss es! Schliesslich haben wir vor kurzem gelernt: «Ein Lohn muss nicht zum Leben reichen.» Also sprach der Direktor des Arbeitgeberverbands, Roland A. Müller.

Es gibt halt solche und andere Büez. Wertvolle wie diejenige von Herrn Direktor Prof. Dr. iur. Roland A. Müller, dem Arbeitgeberchef. Und wertlose wie Putzfrauenbüez, Hausfrauenbüez und nachts um halb vier Uhr verkotzte WCs im Intercity putzen.

Interessiert kein Schwein... ausser 675'000 Menschen.

Was uns zum Fussball bringt. Wo eine Profispielerin in der Schweizer Topliga im Schnitt 400 Franken im Monat verdient. Ein Mann hingegen das Vierzigfache. Ob dies der Grund war, weshalb unser Bundesrat an die EM-Endrunde der Frauen anfänglich nur einen Vierzigstel dessen entrichten wollte, was er vor siebzehn Jahren an die Männer-EM bezahlt hat?

«Es ist ja nur Frauenfussball», tönt es wieder. «Interessiert kein Schwein.» Ausser die 675'000 Menschen, die bereits ein Ticket gekauft haben. Für die EM der Männer gingen 2008 in der Schweiz lediglich 500'000 Karten weg. Dafür waren die Siegprämien höher. Logisch!

Make Switzerland neutral again!

Mich sieht man an der EM im Schweiz-Trikot, überhaupt nicht neutral. Zwar hielte der «Weltwoche»-Shop einen besonderen Fanartikel bereit: ein rotes Baseballkäppi mit der Aufschrift «Make Switzerland neutral again!» Chefredaktor Roger Köppel muss es wissen – als Russlandfreund und Putin-Versteher kennt er sich aus mit Neutralität.

Teilnehmen darf Russland an dieser EM nicht, das Land führt gerade einen Krieg. Das gälte übrigens seit letztem Sonntag auch für die USA, deren «Friedenspräsident» nun doch den Iran bombardieren lässt. Dennoch soll die Fussball-WM nächstes Jahr in Amerika stattfinden. Aber das ist ja dann nur Männerfussball.

«Zytlupe» als Podcast und online

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SRF 1, Zytlupe, 28.6.2025, 13:00 Uhr

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