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Die etwas anderen News Warum es mehr Therapiestunden für Reiche braucht

Er ist der Soziologe, dem die Reichen vertrauten: Ueli Mäder. Vielleicht könnte er sogar das Zolldeal-Fiasko lösen – mit Gesprächsball und Therapiestunden.

Renato Kaiser 

Kabarettist

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Mit seiner geschliffenen Sprache trägt Renato Kaiser unentwegt kritische Gedanken an sein Publikum. Diese werden mit so viel Dampf vorgetragen, dass man dabei nicht nur bestens unterhalten, sondern auch regelrecht mitgerissen wird. Die Arbeit des gebürtigen St. Gallers wurde 2020 mit dem Salzburger Stier geehrt. Kaiser ist aktuell mit seinem vierten Bühnenprogramm «NEU» auf Deutschschweizer Bühnen zu sehen.  

«Nach Nein zur Juso-Initiative: Alfred Gantner fordert höhere Steuern für Reiche», titelte der Tages-Anzeiger Anfang Woche. Der Milliardär, der mit dem «Team Switzerland» im Weissen Haus einen Goldbarren und eine personalisierte Rolex gegen 1500 Tonnen Chlorhühner getauscht hat, plädiert plötzlich für eine Vermögenssteuer, die dem Staat mehr Geld einbringen würde als die Juso-Initiative? Was ist denn da los? Ist Gantner etwa Räuber Pestalozzenplotzi?

Und wer sagt uns, dass ein Milliardär wie er sowas auch ernst meint? Ja, wer?

Die Antwort ist einfach: Ueli Mäder. Er ist emeritierter Professor für Soziologie, hat mehrere Bücher über Reichtum und Macht geschrieben und beschäftigt sich viel mit Reichen der Schweiz.

Ueli Mäder: Der Soziologe dem die Reichen vertrauen.

Er ist wie so ein pensionierter Kommissar, der ungelöste Fälle löst. Und wenn es einen grossen, ungelösten (Sozial-)Fall gibt in der Schweiz, dann die Schere zwischen arm und reich.

Während andere Pensionierte auf E-Bikes die Wälder unsicher machen, marschiert Mäder als Ein-Mann-Sozialdetektiv-Armee durch die Villenviertel der Tiefsteuerkantone und leuchtet den Milliardären in die Stube. «Reiche sprechen mit mir, weil ich ihnen Vertraulichkeit zusichere», sagt Ueli Mäder dem Tages Anzeiger. Der Soziologe, dem die Reichen vertrauen. Aber: «Es gibt leider eine Kluft zwischen dem, was sie mir erzählen, und dem, was ich zitieren darf.»

Was schenkt man einem, der alles hat? Richtig: Therapiestunden.

So etwas wie eine Selbsthilfegruppe für Anonyme Superreiche. Während den Armen jeder Rappen Sozialhilfe und jede Minute Therapie zusammengestrichen wird, haben die Reichen nicht nur das ganze Geld, sondern auch noch gratis Gesprächsstunden mit dem besten Soziologen des Landes.

Aber: Vielleicht ist das doch die Lösung. Was schenkt man einem, der alles hat? Richtig: Therapiestunden. Denn alles zu haben ist kein Normalzustand, das sagt auch Mäder: «Ein weiteres Schloss macht sie nicht glücklicher. Stattdessen gewinnen soziale Beziehungen und schöpferisches Tun an Bedeutung.» Richtig: Ab in den Töpferkurs! Oder mal etwas mit Holz machen, zum Beispiel… ein Schloss! Gras anfassen statt Geld. Denn das Geld arbeitet zwar für sie. Aber es redet nicht mit ihnen.

An Elon Musk sieht man ja, was passiert, wenn Superreiche nicht in Therapie gehen.

Geben wir allen das, was sie brauchen: Den Armen mehr Geld und den Reichen mehr Therapie. Schicken wir für den nächsten Zolldeal nicht mehr Alfred Gantner und das Team Switzerland ins Oval Office, sondern Ueli Mäder und das Team Sozial-Agogik. Und reden darf dann nicht der mit der teuersten Rolex, sondern der mit dem Gesprächsball.

Apropos Oval Office: An Elon Musk sieht man ja, was passiert, wenn Superreiche nicht in Therapie gehen. Wer weiss, vielleicht bringt Ueli Mäder sogar ihn zur Vernunft. Denn ja: Elon Musk ist mad. Aber Ueli ist Mäder.

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SRF 1, Zytlupe, 6.12.2025, 13:00 Uhr

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