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Schädlingsbekämpfung Imker bilden Freiwillige zu Fahndern für Asiatische Hornissen aus

Die Bienen fressenden Asiatischen Hornissen bauen immer mehr Nester. Baselbieter Imker suchen jetzt Fahndungsunterstützung in der breiten Bevölkerung.

30 Personen stehen oberhalb von Sissach BL auf einer Wiese im Kreis und lassen sich die flüchtige Übeltäterin zeigen: «Jetzt seht ihr sie, die hier geht jetzt in diese Richtung», sagt Edi Di Lello – der Imker nimmt an einem Kurs zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse teil.

Vor anderthalb Wochen hat er bei seinem Bienenhäuschen an jenem Sissacher Waldrand die erste Asiatische Hornisse entdeckt. «Nun ist sie da – und wir müssen einfach versuchen, das Nest zu finden und zu vernichten.» Die Hornissen eines einzigen Nests können in einem Jahr elf Kilogramm Bienen vernichten.

Unsere Bienen kennen diesen Feind nicht.
Autor: Maria Corpataux Koordinationsstelle Asiatische Hornisse BS & BL

Maria Corpataux ist Zuchtberaterin beim Dachverband Bienen Schweiz und hat als Koordinatorin der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse in Basel-Stadt und Baselland diesen Kurs und einige mehr organisiert. Sie sagt: «Unsere Bienen kennen diesen Feind nicht und wissen nicht, wie reagieren.»

Nicht nur werden ausfliegende Bienen vor dem Stock erlegt, erklärt sie, sondern Bienen würden wegen lauernden Hornissen teils nicht mehr ausfliegen und so verhungern und verdursten.

Bienenzüchterinnen und Bienenzüchter wollen aber nicht tatenlos zusehen. Ihre Strategie zielt auf die Hornissennester, doch diese muss man erst finden. Die kleineren Primärnester der Jungköniginnen etwa an Hausdächern fallen im Frühling noch kaum auf, und die grossen Sekundärnester im Spätsommer sind hoch in Baumkronen gut getarnt.

Invasive Insektenart ist Gefahr für Bienenvölker

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Seit die Asiatische Hornisse 2004 in Frankreich erstmals auf dem Kontinent aufgetaucht ist, breitet sie sich immer weiter aus. So kam sie via Jura 2017 in die Schweiz, und letztes Jahr wurden landesweit bereits 650 Nester gezählt, bereits bis in die Ostschweiz. Ein einziges Nest kann mehrere Tausend Individuen beherbergen.

Ihre Ausbreitung wird mit Sorge beobachtet, weil die Asiatische Hornisse mit Vorliebe Bienen jagt. Das macht sie zur Bedrohung nicht nur für Honigfans, sondern auch für die Landwirtschaft, die um die Bestäubung ihrer Kulturen bangt.

Derzeit ist die Nordwestschweiz neben der Romandie am stärksten von der Asiatischen Hornisse betroffen. Experten zählen alle tieferen Lagen vom Genfer- bis Bodensee zu ihrem potenziellen Lebensraum, auch Alpentäler. In der Region Basel wurden 2025 bereits 80 Nester gefunden, gerechnet wird mit 350 bis Ende Jahr.

«Triangulation» heisst der Trick, der den Weg zum Hornissennest weist, wenn man erstmal Individuen gesichtet hat. Vereinfacht erklärt lockt man dazu die Tiere mit Futter an mehreren Orten an, markiert sie optisch und beobachtet sie, wenn sie meist gerade zurückfliegen – wo sich die Linien auf der Landkarte kreuzen, dürfte das Nest hängen.

Lock-Glas für die Hornissen-Suche
Legende: Zwei Ecken jedes Dreiecks bei der «Triangulations-Ortung» sind Lockgläser wie dieses an Pfosten. Die Asiatische Hornisse links ist mit weisser Farbe markiert, im Vergleich ist die Wespe vorne deutlich kleiner. zVg

Aus dem Glas mit zuckrigem Locksaft schaut ein Docht, der den Duft nach aussen bringt. Wenn die Insekten darauf landen und saugen, gilt es zu handeln, sagt Maria Corpataux: «Wenn sie auf dem Docht sitzen, kann man effektiv einfach einen Stift nehmen und versuchen, sie zu bemalen.»

Asiatische Hornissen so markieren zu wollen, etwa mit Nagellack, sei kaum gefährlich, sagt Corpataux; sie würden einen nur angreifen, wenn man ihrem Nest zu nahe komme. Tatsächlich sind am Kurs bald einige Tiere rot, blau, grün oder weiss markiert. Das erleichtert es, sie bei der Rückkehr vom Nest am Glas zu identifizieren und aus der Flugzeit von Hin- und Rückweg die Distanz abzuleiten. Das Nest danach zu entfernen, das wird Profis mit Schutzkleidern und Hebebühnen überlassen.

Für Bund bisher nur subprioritär

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Asiatische Hornissen taxiert der Bund bisher nur als einzudämmende Neozoen, womit deren Bekämpfung den Kantonen überlassen bleibt. Das führe zu einem föderalistischen Flickenteppich an unterschiedlichen, starken bis sparsamen Massnahmen, kritisiert Maria Corpataux. Sie hielte eine höhere Einstufung als zu bekämpfende Art für angemessener, denn so müsste der Bund die Zügel in die Hand nehmen und ein einheitliches Vorgehen festlegen.

In der Schweiz ist im Wald der Einsatz von Insektiziden heutzutage grundsätzlich verboten. Ein Vorstoss im Bundesparlament regt eine Lockerung wegen der Hornissen an. Laut Corpataux kämen als Wirkstoffe nicht synthetische Gifte infrage, sondern etwa Kieselgur oder Aktivkohle, die für die Umgebung ungefährlich seien.

Erst in fünf bis zehn Jahren ein Thema?

Der politische Weg brauche aber Zeit, womit eine solche Bekämpfungsmöglichkeit erst in fünf bis zehn Jahren zur Verfügung stehen könnte. Ohnehin seien nicht alle Nester überall erreichbar. Maria Corpataux hofft darum, dass das Ökosystem sich mit der Zeit an die neuen Hornissen anpasst und zum Beispiel ein Vogel diese als Futter entdeckt.

Maria Corpataux verweist auf eine explosionsartige Zunahme von Asiatischen Hornissen zum Beispiel im spanischen Galizien. Wo Futterinsekten weggefressen seien, würden sie inzwischen Zwetschgen, Trauben und Birnen anfressen und dort bis zu drei Viertel Ernteausfall verursachen. Überdies liefen den Bauern wegen zunehmender Hornissenstiche Erntehelfende davon. In der Region Basel wisse sie von drei Personen, die sich wegen Stichen Asiatischer Hornissen hätten behandeln lassen müssen.

100 Franken für ein Nest

Der Kanton Baselland hat inzwischen Handlungsbedarf erkannt. Er setzt eine Prämie von 100 Franken pro gefundenes Nest an die Suchtrupps der Bienenvereine aus. Das deckt den grossen Zeitaufwand nicht, soll aber Anerkennung zeigen.

Edi Di Lello hat vor dem Kurs selber schon 30 Stunden erfolglos nach dem Nest bei seinem Bienenstock gesucht. Aufgeben wird er nicht.

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Regionaljournal Basel Baselland, 30.7.2025, 17:30 Uhr ; 

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