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Neue Schiffe braucht das Land
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 01.04.2022. Bild: Werft Ostseestaal
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Schifffahrt im Umbruch Das Ende der «Dreckschleudern» rückt ein wenig näher

Die meisten Schiffe auf Deutschschweizer Seen fahren mit Dieselmotoren. In der Branche hat aber ein Umdenken eingesetzt.

Die Kleinste ist in diesem Fall die Schnellste: Als erste Schifffahrtsgesellschaft der Deutschschweiz ist die Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee mit einem umgebauten, vollelektrischen Motorschiff im öffentlichen Verkehr unterwegs. In diesen Tagen wird der Umbau abgeschlossen und die fast 80 Jahre alte «Heimat» auf Herz und Nieren geprüft. Im Mai sollen die ersten Passagiere auf der umgerüsteten «Heimat» mitfahren können.

Ein Schiff auf einem Lastwagen
Legende: Die «Heimat» auf dem Weg zur Einwasserung in Maur. Allen Fuchs, SGG

Die Umrüstung von Diesel- auf Elektroantrieb kostete rund 800'000 Franken. Ein stolzer Betrag für die kleine Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee SGG. Möglich gewesen sei dies nur dank der grosszügigen Unterstützung der öffentlichen Hand und privater Spenden, sagt Projektleiter Allen Fuchs. Für die beiden anderen, grösseren Schiffe gibt es denn auch noch keine Umbaupläne. Ganz abgesehen von der Finanzierung sei auch noch völlig offen, ob eine Vollelektrifizierung mit Batterien als Energiespeicher überhaupt möglich wäre.

Eine Voll-Elektrifizierung wäre ein enormer Kraftakt, sowohl in technischer als auch in finanzieller Hinsicht.
Autor: Allen Fuchs Projektleiter SGG

Im Sommer will die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) ein ganz neues Elektroschiff präsentieren: Die «MS Artemis» ist gebaut wie ein Katamaran und bietet Platz für 300 Personen.

Visualisierung Elektroschiff «MS Artemis»
Legende: Wenn sich die «MS Artemis» bewährt, soll 2025 ein «Schwesterschiff» folgen. Werft Ostseestaal

Hohe Ziele steckt sich die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft ZSG. Sie will als erste Schifffahrtsgesellschaft der Schweiz klimaneutral unterwegs sein. Einen Anfang macht sie mit ihren drei Limmat-Booten: Sie werden durch Elektroboote ersetzt, das erste wird in diesem Sommer getestet, die beiden anderen sollen bis 2023 folgen. «Pro Elektroschiff sparen wir 140 Tonnen CO₂», sagt ZSG-Direktor Roman Knecht.

Technische Hürden für grosse Schiffe

Auch die zwölf Motorschiffe und zwei Dampfschiffe der Flotte sollen nach und nach umweltfreundlicher unterwegs sein. «Bei jeder weiteren Neumotorisierung wird grundsätzlich überlegt, ob wir elektrifizieren können, hybridisieren oder ob es andere Möglichkeiten auf dem Markt gibt, wie zum Beispiel Wasserstoff.» In dieser Hinsicht sei sehr viel in Bewegung, so Knecht. Allerdings gebe es noch zahlreiche Hürden. So ist heute zum Beispiel noch kein Konzept in Sicht, wie Dampfschiffe völlig emissionsfrei betrieben werden könnten. Und auch für grosse Motorschiffe gibt es noch keinen geeigneten, alternativen Antrieb.

Ein Limmatschiff der ZSG
Legende: Ab 2023 fahren die Passagiere auf elektrisch betriebenen Limmatschiffen vom Landesmuseum zum Zürichsee. ZSG

In eine ähnliche Richtung gehen die Pläne der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) AG. Ihre Flotte mit 5 Dampfern und 14 Motorschiffen ist aktuell grösstenteils noch mit Heizöl oder Diesel unterwegs. Vier Motorschiffe fahren mit unterschiedlichen Hybridantrieben. Je nach Antrieb könne so fast ein Viertel des Diesels eingespart werden, sagt Chefkapitän Michel Scheurer. Auch bei der SGV wird aktuell überprüft, ob in Zukunft ein oder mehrere Schiffe mittels Wasserstoff (Brennstoffzellen) angetrieben werden könnten.

Auch die Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft AG und die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein hegen Pläne zur Dekarbonisierung ihrer Flotten, setzen aktuell nebst Diesel auch auf Hybrid-Antriebe und beobachten die Neuentwicklungen bei Elektro- und Wasserstoffantrieben. Genauso die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB): Auch sie wollen in Zukunft den Diesel ersetzen und klimaneutral werden.

Corona und steigende Dieselpreise: Die Schifffahrt in der Krise

Box aufklappen Box zuklappen

Zwei Jahre lang hatten die Schweizer Schifffahrtsgesellschaften mit tiefen Passagierzahlen zu kämpfen. Wegen der Pandemie blieben die Touristen aus, einheimische Ausflügler vermochten die Ausfälle nicht zu kompensieren. Aktuell erholen sich zwar die Passagierzahlen, doch nun beschäftigt die Gesellschaften ein neues Problem: Wegen des Ukraine-Kriegs sind die Dieselpreise in die Höhe geschossen, eine Weitergabe der Kosten an die Passagiere ist wegen Vorgaben innerhalb der Tarifverbunde vorerst ausgeschlossen. Kurzfristig versuchen deshalb Gesellschaften wie die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft ZSG den Dieselverbrauch zu senken. So fahren die Schiffe zum Beispiel langsamer, um Treibstoff zu sparen. Langfristig will die Branche grossmehrheitlich auf alternative Antriebe setzen. Doch dies braucht Zeit. Zumal Motoren eigentlich nur alle 30 – 40 Jahre ersetzt werden. Eine Finanzierung vor dieser Zeit zu stemmen sei schwierig, sagen die Schifffahrtsgesellschaften übereinstimmend.

Zurückhaltender gibt sich die BLS Schifffahrt AG. Alle acht Schiffe auf dem Thunersee fahren mit Diesel, eines verfügt über einen Hybridantrieb. Für reine Elektro- oder wasserstoffbetriebene Schiffe gebe es derzeit keine Pläne, heisst es auf Anfrage. «Das ist eine Frage des Preises und dem Stand der Technik», begründet dies Martin Bischoff, Leiter Technik.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 30.03.22, 17:30 Uhr;

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