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Schlüsselübergabe im Bundesrat «Mein Nachfolger hat von mir Geheim-Akten geschenkt bekommen»

Alt Bundesrat Adolf Ogi erklärt, wie wichtig die Schlüsselübergabe im Bundeshaus ist. Der Vorgang habe nicht nur Symbolcharakter.

Mal gibt es Blumen, mal ein Sparsäuli, mal eine Schweizer Fahne. Auch beliebt: ein Schlüssel in Übergrösse. Ab und zu ist tatsächlich auch der richtige Schlüssel für das Büro im neuen Departement dabei.

Es gibt Fotos mit strahlendem Händeschütteln, mal ein Glas zum Anstossen. Je nach Vorgeschichte und Parteienzugehörigkeit ist die Schlüsselübergabe der beiden Bundesräte herzlicher oder etwas bemüht.

Adolf Ogi kurz nach seiner Wahl zum Bundesrat im Dezember 1987.
Legende: Adolf Ogi kurz nach seiner Wahl zum Bundesrat im Dezember 1987. In der Landesregierung war er bis ins Jahr 2000. Keystone

Mit gleich vier Übergaben ist Alt Bundesrat Adolf Ogi einer der Experten für die Schlüssel-Zeremonie.

«Unangenehmes muss auf den Tisch»

«Bei der Abgabe muss alles auf den Tisch», sagt Adolf Ogi zu SRF News. Also auch Unangenehmes aus den Tiefen des Departements. Er meint die berühmten «Leichen im Keller».

Eine Übergabe gab es für Adolf Ogi nicht nur nach seiner eigenen Wahl 1987 und nach seinem Rücktritt im Jahr 2000, hinzu kamen zwei Schlüsselübergaben wegen seines Wechsels vom damaligen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement (EVED) ins ehemalige Militärdepartement (EMD).

Adolf Ogi bestellte Direktoren zu sich

Das EVED (heute UVEK) übernahm er von Leon Schlumpf. «Wichtig ist, gut vorbereitet im neuen Departement anzufangen», sagt Adolf Ogi. Er habe darum vor Arbeitsbeginn alle Direktoren seines neuen Departements zu sich bestellt.

«Jeder musste mir in sechs bis sieben Minuten erklären, was es in seinem Bundesamt für Probleme gibt und wie er diese lösen wolle», sagt Adolf Ogi. Jeder habe dann fast eine halbe Stunde geredet. «Sie wollten sich natürlich präsentieren.»

Das Wichtigste bei der Schlüsselübergabe ist das Gespräch.
Autor: Adolf Ogi Alt Bundesrat

Ein allfälliges Geschenk von Bundesrat für den Nachfolger müsse zum jeweiligen Departement passen, so der Alt Bundesrat. So überreichte Hans-Rudolf Merz seiner Nachfolgerin im Finanzdepartement, Eveline Widmer-Schlumpf, das Sparsäuli.

An grosse Geschenke erinnert sich Adolf Ogi nicht mehr. Für Samuel Schmid, seinen Nachfolger beim Militärdepartement, gab es trotzdem etwas. «Ich habe ihm Geheim-Akten geschenkt», sagt Adolf Ogi.

Bei seinen Schlüsselübergaben sei es jeweils herzlich gewesen. «Es waren alles Personen, die ich mochte und mit denen ich mich gut verstanden habe», sagt er. Das wichtigste bei den Schlüsselübergaben sei sowieso das Gespräch, sagt Ogi.

«Schlüsselübergabe ist ein symbolischer Akt»

SRF: Welchen Zweck hat die Schlüsselübergabe?
Bei der sogenannten Schlüsselübergabe handelt es sich um einen symbolischen Akt, bei dem das abtretende Bundesratsmitglied dem Nachfolger oder der Nachfolgerin die Führung des Departements übergibt. Der Anlass bietet dem neuen Amtsinhaber unter anderem die Möglichkeit, wichtige Mitarbeitende des Departements zu begrüssen.

SRF: Ist vorgesehen, dass die Bundesräte sich dabei gute Ratschläge oder Tipps geben?

Der eigentliche Wissenstransfer setzt vor der Schlüsselübergabe ein und beginnt nach der Departementsverteilung im Anschluss an die Bundesratswahl. Die Bundeskanzlei stellt für die Stabsübergabe eine Checkliste zur Verfügung.

SRF: Ist ein Geschenk für den Nachfolger Pflicht?

Die konkrete Ausgestaltung der Schlüsselübergabe obliegt den jeweils beteiligten Mitgliedern des Bundesrats.

(Die Fragen beantwortete René Lenzin, stv. Leiter Kommunikation der Bundeskanzlei)

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