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Schneemangel in der Schweiz Kein Schnee im Winter kann mehr Trockenheit im Sommer bedeuten

In der Schweiz liegt sehr wenig Schnee, der Bund spricht von Tiefstwerten. Das könnte Folgen auf den Sommer haben.

Wenig Niederschlag und viel Sonne, auch in dieser Woche: In den letzten paar Tagen war die Wetterlage stabil. Der Sonnenschein hat dominiert, vor allem in den Bergen, häufig war es wolkenlos. In den Alpen und im Jura liegt wenig Schnee. In Sils Maria im Oberengadin sind es 13 Zentimeter, im Oberwallis 34, auf dem Simplon 22 Zentimeter.

Die Kettenreaktion des Schneemangels

Das seien Negativrekorde, sagt David Volken, Hydrologe beim Bundesamt für Umwelt: «Es gibt mehrere Messstellen, wo neue Tiefstwerte für die Jahreszeit verzeichnet werden.» So sei die derzeitige Schneesituation eher mit der Zeit zwischen Ende März bis Mitte April vergleichbar. Volken betont: Die Schneedecke müsste eigentlich doppelt so hoch sein.

Es gibt mehrere Messstellen, wo neue Tiefstwerte für die Jahreszeit verzeichnet werden.
Autor: David Volken Bundesamt für Umwelt

Das hat Folgen, denn der jetzige Schneemangel in den Bergen bedeutet ab Frühling wenig Schmelzwasser für die tieferen Lagen; die Fachwelt spricht vom Schneeschmelz-Defizit.

Damit vertieft befasst hat sich Manuela Brunner. Sie ist Assistenzprofessorin an der ETH und am Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF). Zur aktuellen Situation sagt sie. «Für den nächsten Sommer könnten Schneedefizite oder Schneeschmelz-Defizite wieder ein Problem werden.» Kurz: Der Schnee, der jetzt in der Höhe fehlt, fehlt später in den Gewässern.

Zwei Tellerlifte, hinten ist es grün.
Legende: Eigentlich müsste es mehr Schnee haben in der Schweiz. Keystone/Christian Beutler

Manuela Brunner hat mit ihrem Team Einzugsgebiete von Flüssen analysiert, etwa jene für Rhein, Rhone und Donau. Dabei hat sie sich gefragt, weshalb es in den vergangenen 50 Jahren zu Trockenheit käme. Ihre Erkenntnis: Der fehlende Schnee ist als Auslöser einer Trockenheit wichtiger geworden.

Nasse Frühlingsmonate als Rettung?

Auch die hydrologischen Daten der grossen Flüsse verdeutlichen das. David Volken vom Bundesamt für Umwelt erklärt: «Alle grossen Flüsse entspringen in der Schweiz, sei das der Ticino, aber auch die Rhone, der Rhein und natürlich der Inn, der dann in die Donau fliesst.» 40, teils auch 50 Prozent des Abflusses aus diesen Flüssen entstammen der Schneeschmelze, fährt Volken fort.

Deshalb spricht auch der Hydrologe von einer schlechten Ausgangslage für den Frühling und Sommer. Nur ein sehr nasser März und April könnten das Schneedefizit auffangen. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, aber die Vorzeichen stehen schlecht. Denn auch die anderen Wasserspeicher, Quellen, Gewässer und Grundwasser, haben bereits jetzt zum Teil tiefe Stände.

Rendez-vous, 17.02.2023, 12:30 Uhr

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