Steckt sich eine Lehrerin mit dem Coronavirus an oder begibt sie sich aus einem anderen Grund in Quarantäne, so muss spontan und rasch eine Aushilfe einspringen können. In der Corona-Zeit ist der Bedarf an Hilfslehrpersonen deshalb stark angestiegen. Die Schweizer Schulen begegnen dieser neuen Herausforderung mit unterschiedlichen Strategien: Eine Schule im Kanton Bern stellte eine Art Springer-Lehrperson , die bei Bedarf in den 34 Klassen des Schulhauses aushilft. An anderen Orten helfen angehende Lehrerinnen und Lehrer aus , die für diesen Zweck vorübergehend von ihrer Anwesenheits-Pflicht an den Pädagogischen Hochschulen befreit werden.
Gratis Online-Kurse
Nun zeigt die Pädagogische Hochschule Luzern PHLU einen dritten Weg auf. Sie will ehemalige Lehrerinnen und Lehrer für die Aushilfs-Jobs gewinnen. Dafür bietet die Hochschule nun Online-Kurse an, in denen sie die alten Hasen mit den neuen Lehr-Methoden vertraut machen will. Die Ex-Lehrer lernen da, was sich mit dem Lehrplan 21 geändert hat, wie die Zusammenarbeit im Lehrerteam funktioniert, welche digitalen Hilfsmittel zur Verfügung stehen und wie heute Noten verteilt werden.
Schule geben ist wie Autofahren. Wenn Sie das mal gelernt haben, dann besitzen Sie das Rüstzeug dazu.
«Wir wollten diese Kurse anbieten, damit die Schulen ihren Auftrag trotz corona-bedingten Ausfällen erfüllen können», sagt Jürg Arpagaus, der bei der PH Luzern für die Weiterbildungen verantwortlich ist. Für die Teilnehmenden sind die Kurse gratis, sie brauchen lediglich ein internetfähiges Gerät, da die Kurse online über Zoom stattfinden.
«Die wissen, was sie erwartet»
Insgesamt werden fünf Einheiten zu verschiedenen Bereichen angeboten, mit denen Lehrpersonen heute konfrontiert sind. Eine hat beispielsweise den Lehrplan 21 zum Thema. Pro Einheit müssen sich die potenziellen Aushilfen lediglich eine Stunde einplanen. Es stellt sich die Frage: Werden die ehemaligen Lehrpersonen mit so einer Schnellbleiche ausreichend auf die heutigen Herausforderungen im Klassenzimmer vorbereitet? Zumal sich der Lehrerberuf in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat?
Weil wir keine Werbung gemacht haben, gibt es auch wenige Anmeldungen.
Ja, meint Jürg Arpagaus. Diese Leute wüssten, was sie in einem Klassenzimmer erwarte. «Das ist wie Autofahren. Wenn Sie das mal gelernt haben, dann besitzen Sie das Rüstzeug dazu.» Die Kurse sollen ihnen einfach das Selbstvertrauen geben, auch in der aktuellen Lage den Anforderungen gewachsen zu sein. Auf jeden Fall seien ehemalige Lehrpersonen anderen möglichen Interessenten vorzuziehen. «Sie sind sicher besser geeignet, als jemand, der zwar etwas studiert hat, jedoch keine Lehr-Kompetenzen hat», sagt Arpagaus.
Eine handvoll Anmeldungen
Die PHLU scheint also eine valide Lösung gegen den corona-bedingten Lehrermangel gefunden zu haben. Doch, es gibt ein Problem: Die Ex-Lehrer müssten mitspielen. Aktuell hätten sich erst eine handvoll Ehemalige für die Kurse angemeldet, so Jürg Arpagaus. Er erklärt sich das mangelnde Interesse so: «Das liegt sicher auch daran, dass wir keine Werbung für den Kurs gemacht haben.»
Angehende Lehrpersonen scheinen da um einiges williger, spontane Aushilfen zu leisten, als ehemalige. Im Kanton Schwyz zum Beispiel, wo die Pädagogische Hochschule ein entsprechendes Programm hat, übernahmen bereits 17 der 250 Studierenden eine Corona-Stellvertretung. In Luzern wurden gar 40 Studierende als Aushilfen eingesetzt. Ihr Vorteil: Den Lehrplan 21 muss man ihnen nicht erklären.