«In unserer Gemeinde ist die Internetverbindung ganz allgemein nicht gut. Und wenn das Wetter schlecht ist, geht manchmal gar nichts mehr.» Dies sagt Willi Pfulg, Gemeindepräsident von Romoos. Die Gemeinde liegt abseits der Talschaft Entlebuch im Luzerner Napfgebiet.
Romoos ist kein Einzelfall. In den Gemeinden im Entlebuch, im Luzerner Hinterland und im Rottal haben fast 19'000 Menschen nur langsames Internet. Jeder vierte Haushalt befindet sich ausserhalb der Bauzone. Onlinebanking wird dort zur Nervensache, ein Bild hochladen dauert oft quälend lang.
Luzerner Gemeinden wollen sich selbst helfen
Weil die grossen Telekomfirmen dem Glasfaserausbau in ländlichen Gebieten keine Priorität geben – da zu teuer – hat die Region Luzern West das Heft selber in die Hand genommen.
«Prioris» heisst das Projekt, dessen Ziel es ist, alle Haushalte und Gewerbebetriebe zu fairen Konditionen an ein Glasfasernetz anzuschliessen – egal ob sie innerhalb oder ausserhalb des Dorfes liegen.
Es ist ein solidarisches Projekt.
Diese Gleichbehandlung sei ein wichtiger Grundpfeiler. «Es ist ein solidarisches Projekt», sagt Hella Schnider, Gemeindepräsidentin von Flühli und Mitglied des Steuerungsausschusses von «Prioris».
Erfahrungen aus Österreich
15 Gemeinden packen das schnelle Internet gemeinsam an. Mit an Bord ist die Regionale Glasfaser Schweiz AG. Sie investiert in das Projekt. Das neue Unternehmen hat seinen Sitz in Inwil und ist ein Schwesterunternehmen der österreichischen BG Communications GmbH. Das Unternehmen habe in Oberösterreich gezeigt, wie sich ein gemeindeübergreifendes Glasfasernetz errichten und betreiben lasse, sagen die Initiantinnen und Initianten des Projekts «Prioris».
Die Erschliessung der Luzerner Landgemeinden an das Glasfasernetz kostet insgesamt etwa 150 Millionen Franken. Die betroffenen Gemeinden zahlen gut sechs Millionen. Liegenschaftsbesitzer müssten einen einmaligen Betrag an die Erschliessung zahlen. Das kostet für ein Einfamilienhaus innerhalb der Bauzone 1400 Franken, für eines ausserhalb der Bauzone 2600 Franken. «Das ist ein guter Preis», sagt Hella Schnider. «Das kostet für einen einzelnen Hof sonst deutlich mehr.»
Den grossen Batzen zahlen Investoren
Den Rest des Geldes bringt das neue Unternehmen auf. Die hohe Summe habe man so gut wie zusammen, sagt Willem Brinkert, Verwaltungsrat der Regionalen Glasfaser Schweiz AG.
Es geht nicht um Profitmaximierung.
Neben privaten Investoren und Fonds komme ein wesentlicher Teil auch von den lokalen Banken. «Vorrangig geht es um ein Modell, das funktioniert. Es geht nicht um Profitmaximierung», betont Willem Brinkert.
Bereits seien auch andere Gegenden der Schweiz an einer Zusammenarbeit mit ihrem Unternehmen interessiert, sagt Brinkert. Genaueres rückt er nicht raus. Dazu sei es noch zu früh.
Wie geht es weiter?
Nun sind die Gemeinden in der Pflicht. Damit das Projekt im Westen des Kantons Luzern zum Fliegen kommt, müssen 60 Prozent der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer mitmachen. Ab Mai finden in den 15 Gemeinden Volksabstimmungen statt.
Bei «Prioris» ist man zuversichtlich. Das Bedürfnis nach schnellerem Internet in den abgelegenen Orten sei gross. Die letzten Jahre hätten aufgezeigt, wofür man das Internet alles brauche. «Es ist inzwischen jedem bewusst, dass das jetzt nötig ist», sagt Hella Schnider. Läuft alles nach Plan, könnten bereits 2025 die ersten Glasfaseranschlüsse erfolgen.