53 Prozent aller Pendlerinnen und Pendler in der Schweiz fahren mit dem Auto zur Arbeit. Auf dem Velo oder E-Bike dagegen sind es nur 9 Prozent. Damit mehr Menschen aufs Zweirad umsteigen, könnten Schnellstrassen für Velos die Lösung sein. Die sogenannten Velobahnen sind Strassen ausschliesslich für Zweiräder und verbinden Agglomerationen mit Städten.
Die Niederlande als Vorreiter
In den Niederlanden entstehen seit 2015 mehrere hundert Kilometer solcher Velobahnen. Sie führen typischerweise entlang den bekannten Pendlerstrecken, jedoch getrennt vom Autoverkehr. In der Regel sind sie kreuzungsfrei oder die Velos sind vortrittsberechtigt.
Sjors van Duren ist Stadtplaner und Mobilitätsexperte aus Nijmegen im Osten des Landes. Er ist Initiator der ersten Velobahn der Welt und erklärt den Vorteil von solch breiten Velostrassen: «Ab vier Meter kann man in beide Richtungen nebeneinander fahren und miteinander reden.» Ebenso könnten auch E-Bikes die weniger schnellen Velos ohne Probleme überholen.
Velobahnen sind in den Niederlanden ein Erfolg. Bei einigen Strecken ging der Verkehr auf den Autobahnen mit dem Bau der Velobahnen um bis zu zehn Prozent zurück.
Auch für die Schweiz?
Auch hierzulande gibt es Potenzial für solche Projekte. Eine Analyse des Bundesamts für Strassen Astra zeigt, dass Velobahnen vor allem im Mittelland und rund um die grossen Agglomerationen der Städte Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Genf sinnvoll wären. Sie würden parallel zu Autobahnen oder Bahnlinien verlaufen.
So sollen die Schweizer Velobahnen aussehen
Erwin Wieland, stellvertretender Direktor des Astra, sagt: «Mit den zunehmenden E-Bikes sind die Velobahnen eine deutlich attraktivere Alternative als noch vor zehn Jahren.» Studien des Astra zeigen, dass im Idealfall zwei bis vier Prozent der heutigen Belastungen auf den Autobahnen ersetzbar wären.
Konkret geplant sind die Routen von Lyss nach Biel, von Solothurn nach Grenchen sowie von Zürich nach Baden und Wetzikon.
Doch die Umsetzungen in der Schweiz seien laut Wieland nicht ganz einfach. «Die Schweiz ist ein sehr dicht besiedeltes Land.» In den Städten und Agglomerationen, wo das Potenzial am grössten ist, sei der Platz knapp. «Eine der grössten Herausforderungen wird es sicher sein, diese Velobahnen räumlich irgendwo noch hinbauen zu können», erklärt er.