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Schule und Sport Kinder geraten in den Fokus der Maskenpflicht

Erst der öffentliche Verkehr, dann die Geschäfte – jetzt wird die Maskenpflicht in immer mehr Klassenzimmern Tatsache. Und auch der Sport wird angesichts der zweiten Welle infrage gestellt – dabei hiess es ja lange, Kinder spielten keine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Coronavirus.

Je schneller aber die Corona-Infektionszahlen steigen, umso grösser wird der Druck auch auf die Schulen. Mittlerweile gilt die Maskenpflicht an der Oberstufe – auch im Unterricht – in über einem Dutzend Kantone.

Gewöhnungsbedürftige Umstellung

Auch im Kanton Bern ist sie bereits Realität: die obligatorische Maskenpflicht in der Oberstufe für Schülerinnen und Schüler. Sogar beim Pingpong spielen in der Pause müssen sie eine Maske tragen. Für viele Schülerinnen und Schüler der Gemeinde Walkringen im Emmental ist es gewöhnungsbedürftig.

Einer Schülerin fällt die Konzentration schwerer. Andere wiederum scheinen sich recht schnell daran zu gewöhnen und vergessen sie auch teilweise.

Französischvortrag mit Maske ist viel schwieriger.
Autor: Christina Nievergelt Lehrerin

Aber nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, auch für die Lehrerin ist es eine Umstellung, die sich bemerkbar macht. Für Kristina Nievergelt ist die Maske störend. Vieles sei schwieriger, auch Vorträge in Fremdsprachen, welche die Kinder halten müssen.

Forderung nach absoluter Maskenpflicht

Mittlerweile gilt die Maskenpflicht an der Oberstufe – auch im Unterricht – in über einem Dutzend Kantone, nebst Bern unter anderem auch in den Kantonen Waadt, Schwyz, Basel-Stadt, Luzern oder Zug.

Je rasanter die Infektionszahlen steigen, umso grösser wird der Druck auch auf die Schulen. Epidemiologin Olivia Keiser der Universität Genf forderte nun eine absolute Maskenpflicht: «Wir müssen sofort die Maskenpflicht in den Schulen einführen, auch bei Primarschülern. Ich sehe keine andere Lösung.»

Wir müssen sofort die Maskenpflicht in den Schulen einführen, auch bei Primarschülern.
Autor: Olivia Keiser Epidemiologin

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Christoph Berger ist Kinderarzt am Zürcher Kinderspital und Professor für Infektiologie an der Universität Zürich. Er hält gar nichts von einer Maskenpflicht für Primarschülerinnen und Primarschüler. Kinder seien nicht gefährdet, am Coronavirus zu erkranken. «Kinder geben das Virus auch nicht primär stark weiter, denn auch wenn sie mal erkranken, haben sie wenige Symptome.»

Epidemiologin Olivia Keiser widerspricht dieser Ansicht. Sie meint, dass es bald mehr brauchen könnte als die Maskenpflicht. «Ich weiss nicht, ob eine generelle Maskenpflicht an Schulen überhaupt noch reicht, oder ob nicht doch teilweise Schulschliessungen nötig wären», so Keiser.

Für Christoph Berger zielt das am Alltag der Kinder vorbei: «Das ist eine epidemiologische Forderung, welche die Kinder und ihre Welt nicht berücksichtigt.» Die Kinder seien seit Anfang nicht von der Pandemie betroffen und es sei wichtig, dass sie ihren gewohnten Alltag hätten.

Auch Sportvereine unter Druck

Die Masken-Diskussion betrifft nicht nur das Schulumfeld. Im Kanton Bern sind inzwischen auch sämtliche Team- und Amateursportaktivitäten mit Körperkontakt verboten – auch für Kinder und Jugendliche.

Bei der FCZ-Academy in Zürich befürchtet man, dass solche Verbote schweizweit folgen könnten. Mit fatalen Folgen. Für viele Kinder sei der Sport das Wichtigste. «Für die Jungen bedeutet das, dass man ihnen ein zentrales Anliegen wegnehmen würde», so Trainer Heinz Russheim.

Die Sportverbände, die Schulen und die Kantone – sie alle schielen gespannt auf den Bundesratsentscheid: Es geht um verschärfte Massnahmen im Kampf gegen Covid-19.

10 vor 10; 28.10.2020; 21:50 Uhr ; 

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