Die Meldung der vergangenen Woche, dass die Gemeinden Flims, Laax und Falera die Infrastruktur am Berg von der Weissen Arena übernehmen wollen, liess aufhorchen. Die Weisse Arena ist ein Zusammenschluss der Bergbahnen in den drei Gemeinden.
Lifte und Bahnen, Beschneiungsanlagen, alle Gebäude am Berg – die Infrastruktur hat laut Geschäftsbericht 2024 einen Buchwert von 205 Millionen Franken.
Schutz vor US-Investoren
Ziel ist es laut Mitteilung, auswärtigen Investoren zuvorzukommen und somit die Kontrolle über das Skigebiet in lokalen Händen zu halten. Zum Beispiel wurde dem US-Unternehmen Vail Resorts in Medienberichten nachgesagt, es wolle auch Flims-Laax-Falera übernehmen. Andermatt-Sedrun-Disentis und Crans-Montana sind bereits in US-Händen.
Gemeinden, die auch als Tourismusunternehmen fungieren? An sich nicht aussergewöhnlich. In Grächen VS rief die Gemeinde im Frühling zur Rettung auf, der Kanton Glarus unterstützte serbelnde Bergbahnen aus der öffentlichen Hand, auch in Splügen GR gab es in den letzten Jahren entsprechende Gemeindevorstösse.
Warum die Übernahme der Weissen Arena aus der Reihe tanzt: «In diesem Fall soll eine Gesellschaft übernommen werden, die sehr profitabel und im Markt sehr gut etabliert ist, die eine internationale Ausstrahlung hat», sagt Gian-Reto Trepp, Dozent und Forscher am Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden.
In vielen Fällen gehe es darum, eine Bergbahn oder ein Hallenbad zu retten – «als reaktives Vorgehen», so Trepp. «Meines Wissens ist das eine Ausnahme.» Er könne die vorsorgliche Übernahme zum Schutz vor auswärtigen Investoren verstehen: «Ein solch grosser Player wie die Weisse Arena hat eine wichtige Funktion in der Region. Dass die Gemeinden sich in eine gute Position bringen wollen, ist nachvollziehbar.»
Es stellt sich die Frage, ob der Staat grundsätzlich intervenieren soll.
Der Experte für Tourismusfinanzierung betont, wie wichtig die demokratische Legitimation für ein solches Vorgehen ist. «Sobald es um Interessen von Gästen, der Privatwirtschaft oder einem Markt geht, muss die Gemeinde ihr Vorgehen begründen», sagt Trepp.
Bevölkerung stimmt ab
Ende Oktober soll es in den Gemeinden zu Urnenabstimmungen kommen. Eine Gemeinde habe nach einer Übernahme einen privatwirtschaftlichen Auftrag in einem Markt und konkurriere mit privaten Firmen. «Dort stellt sich schon die Frage, ob der Staat grundsätzlich intervenieren soll», so Tourismusforscher Trepp.
Den Gemeinden bieten sich die Chancen der Hoheit im Hochgebirge, einem sensiblen Bereich. Flims, Laax und Falera würde die Infrastruktur gehören, die Weisse Arena soll aber den Betrieb als Pächterin weiterführen. So bleibe das fachliche Know-how bestehen.
Zu heiklen Fragen muss man in der politischen Diskussion sicher Antworten haben.
Eine Übernahme berge auch Risiken, zum Beispiel die Politisierung: «Wenn alles der öffentlichen Hand gehört, wird die Bevölkerung mitreden wollen. Man muss einen sauberen Weg finden, dass die Gesellschaft im privatwirtschaftlichen Auftrag handlungsfähig bleibt.» Es könne sein, dass eine solche Gesellschaft die vielen Ansprüche und Forderungen nicht erfüllen könne.
Gian-Reto Trepp sagt: «Es können Fragen entstehen, zum Beispiel zu den Ticketpreisen. Warum sind die so hoch? Zu heiklen Fragen muss man in der politischen Diskussion sicher Antworten haben.»
Chancen hin, Risiken her: Die Kaufverhandlungen wollen die Gemeinden in den kommenden Wochen abschliessen. Dann würde das Skigebiet Flims-Laax-Falera den drei Gemeinden gehören.