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Schweinesamen-Unternehmen Der Hof-Eber darf nur noch selten decken

Die Suisag ist die grösste Schweinesamen-Produzentin der Schweiz. Von Knutwil LU aus wird die ganze Schweiz beliefert.

Während die meisten Leute in der Luzerner Gemeinde Knutwil noch schlafen, gehen die Eber in den Ställen der Suisag bereits ihrer Lebensaufgabe nach: Sie geben ihren Samen ab. Seit 4 Uhr trotten sie in die verschiedenen Absambuchten und besteigen dort Phantome, Gestelle aus Eisen und Plastik.

Die angedeutete Form ist Reiz genug

Von hinten betrachtet haben sie die Form eines Torbogens. Der Anblick dieser Form reicht bei Ebern als Stimulus aus. Sie denken, da steht eine echte Sau und steigen auf – und ein paar Minuten später wieder ab, erleichtert um rund zwei Milliarden Spermien. Der sogenannte Torbogeneffekt hat seine Wirkung nicht verfehlt.

Je nach Spermaqualität und Nachfrage werden die Eber in Knutwil ein- bis maximal zweimal pro Woche abgesamt.

Ein Eber besteigt ein Gestell aus Eisen und Plastik.
Legende: Nach dem Absamen kommt das Ejakulat ins Labor. Dort wird es getestet, verdünnt und in Einzeldosen abgepackt. ZVG/Suisag

Beim Besuch bei der Suisag am Standort Knutwil ist gerade Eber Kiser an der Reihe. Beinahe zweieinhalbjährig ist er, ein «Endstufeneber auf Mast- und Schlachtleistung mit besonderem Fokus auf Fleisch­qualitäts­merkmale», wie auf der Webseite der Suisag zu lesen ist.

Die Suisag ist das grösste Schweizer Unternehmen rund um die künstliche Besamung von Schweinen. Der Hauptsitz ist im Luzernischen Sempach, die Suisag ist in sieben Ländern tätig. Eine der rund 90 Angestellten ist Christin Selige. Die Tierärztin leitet die Station in Knutwil.

Zwei Frauen schauen durch ein Fenster in einen Stall. Eine der Frauen spricht in ein Mikrofon.
Legende: Aus Hygienegründen darf Reporterin Julia Stirnimann (rechts) nicht in den Absamungsstall. Tierärztin Christin Selige erklärt ihr die Abläufe vor dem Fenster. SRF

Zurück in der Besamungsbucht und bei Eber Kiser: Er kann nun zurück in den Stall, die Absambox wird mit Wasser für den nächsten Eber gereinigt. Kisers Ejakulat kommt ins Labor gleich nebenan. Dort wird es getestet, verdünnt und schliesslich in Einzeldosen abgepackt. In jeder Samendosis hat es rund 1.8 Milliarden Spermien – Kiesers Samenerguss an diesem Morgen hat für 44 Besamungsdosen gereicht.

Eine Frau steht an einem Pult. Auf zwei Computerbildschirmen werden Daten und vergrösserte Spermien angezeigt
Legende: Bevor der Samen in den Verkauf kommt, wird er im Labor untersucht. ZVG/Suisag

Nach der Laboranalyse kommt das Sperma in den Klimaraum. Dieser ist auf 17 Grad gekühlt, die optimale Temperatur für Schweinesperma. Der grösste Teil des gewonnenen Spermas wird jedoch gleichentags ausgeliefert, die Einzeldosen sind nur eine Woche haltbar.

Nächste Station: Schweinezüchter

Angestellte der Suisag liefern das Sperma je nach Bestellung bei den Bauern in der Umgebung ab. Auch bei Franzsepp Erni in Ruswil LU. Auf seinem Hof sind 13 Schweine bereit für die künstliche Befruchtung.

Sobald das Schwein ruhig stehen bleibt und die Ohren aufstellt, ist es so weit.
Autor: Franzsepp Erni Schweinezüchter in Ruswil

Auf dem Hof von Franzsepp Erni lebt zwar auch ein Eber, decken darf er die Schweine ab nicht. Seine Aufgabe beschränkt sich darauf, dem Bauern anzuzeigen, ob ein Schwein bereit ist, um gedeckt zu werden. «Sobald es ruhig stehen bleibt und die Ohren aufstellt, wenn der Eber vor ihr hin und herläuft, ist es so weit», erklärt Franzsepp Erni.

Die Besamung erledigt der Bauer selbst: Er führt einen Katheter ein und spritzt den Samen in die Gebärmutter. Einen Tag später wird das Prozedere wiederholt – und ein paar Tage später zeigt sich dann, ob die Sau trächtig ist. Die Tragezeit beträgt rund 115 Tage – mit durchschnittlich neun Ferkeln.

Regionaljournal Zentralschweiz, 25.7.2024, 6:31 Uhr ; 

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