Sie ist zurzeit eine der dringendsten Fragen: Wie lässt sich vermeiden, dass sich Jugendliche terroristischen Gruppen anschliessen? Ein Internationaler Fonds mit Sitz in Genf geht genau dieser Frage nach: der Global Community Engagement and Resielence Fund, kurz: GCERF.
In Bangladesch, Mali und Nigeria hat der Fonds Gelder gesprochen um lokale Projekte zu unterstützen, auch die Schweiz beteiligt sich mit fünf Millionen Franken. Khalid Koser, der Direktor von GCERF, versucht die Frage zu beantworten, warum Jugendliche nach Syrien reisen um dort zu kämpfen.
Eine Antwort weiss niemand.
Doch Koser meint: «Die UNO, die Regierungen und die Think-Tanks zerbrechen sich den Kopf darüber. Eine Antwort weiss niemand.» Der Grund: Diese Institutionen sind die falschen Ansprechpersonen, meint Khalid Koser, ein Engländer mit pakistanischen Wurzeln. GCERF habe eine andere Herangehensweise, frage nicht die oben, sondern die unten. Und damit sind die lokalen Gemeinschaften gemeint, aus denen die Jugendlichen stammen.
Aufklärung soll vor Hasspredigern schützen
GCERF ist ein Fonds. Das Geld stammt von seinen Mitgliedern, unter anderem von der EU, den USA, der Schweiz oder von Katar. Mit diesen Mitteln unterstützt der Fonds lokale Projekte, die dem Extremismus entgegenwirken sollen. Zum Beispiel in Bangladesch. Hier sollen 50'000 Koranschülern eine authentische Wiedergabe der Religion gelehrt werden, erklärt Koser, so dass Hassprediger auf ein bereits bewirtschaftetes Terrain treten und nichts ernten könnten.
Der Fonds stärkt aber auch Social Media Gruppen, um Propaganda terroristischer Netzwerke entgegenzuwirken.
Es sind kleine Projekte, mal 500, mal 5000 Dollar die GCERF sponsern will. Mit einem Ziel: Jungen Leuten kritisches Denken beizubringen, so der Direktor des Fonds. Denn viele Jugendliche in diesen Regionen, so Koser, würden einfach glauben, was man ihnen sage und so seien sie eine einfache Beute für extremistische Netzwerke.
Die Wirtschaft in der Pflicht
Aber: Religiöse Bildung, Aufklärung im Internet, das ist schön und gut, dennoch bleiben Armut, Perspektivenlosigkeit unter den Jugendlichen – ein Hauptantrieb für Extremismus. Hier nimmt Koser die Wirtschaft in die Verantwortung:
Extremismus entziehe dem Markt Talente, unterbreche Versorgungsketten, lässt ganze Gemeinschaften ausserhalb der Reichweite von Unternehmen, weil es zu riskant ist dort zu investieren.
Unternehmen müssten verstehen, dass Terrorismusvorbeugung ein Business Modell sei. Jungen Leuten in diesen Ländern eine Arbeit oder eine Lehrstelle geben, sei mehr als nur Arbeitsbeschaffung, es ist der Nährboden für Extremismus auszutrocknen.
Hilfe in Mali, aber nicht in Syrien
GCERF will ab nächstem Jahr Projekte in Mali, Nigeria und Bangladesch mit jeweils 4,5 Millionen Dollar unterstützen. Myanmar, Kosovo und Kenia sollen später dazukommen. Doch warum diese Länder und nicht Somalia, Syrien, Irak und Afghanistan?
Khalid Koser geht auf diese Frage ein und meint, dass es hauptsächlich um Prävention gehe. GCERF wolle in Staaten arbeiten, die noch nicht gefallen sind, die aber Gefahr laufen zu kippen. Von den Erfahrungen der Gesellschaft in diesen Ländern kann auch der Westen lernen in der Terrorismusprävention.
Was in Mali wichtig ist um Jugendliche vom Extremismus fern zu halten, hat auch in Paris eine Bedeutung, ist Khalid Koser überzeugt.