Mit einer derartigen Niederlage hat keiner gerechnet. Entsprechend lang sind die Gesichter bei den BDP-Vertretern und ihren Kollegen im Nationalen Parlament. Die Berner Nationalrätin Ursula Haller sagt, sie sei «tief traurig und ein bisschen schockiert».
Und Lorenz Hess, ebenfalls Berner Nationalrat und BDP-Vizepräsident, sagt: «Das ist nahe am Debakel und dementsprechend gilt es, mit sich selbst und der Situation schonungslos und hart ins Gericht zu gehen.»
Der Glarner Martin Landolt, Präsident der BDP, geht am Tag eins nach der grossen Schlappe zuerst mit der bernischen Kantonalpartei ins Gericht: «Möglicherweise ist es den Bernern in den letzten vier Jahren nicht optimal gelungen, ihre konservative Herkunft abzulegen und sich klar als Mittepartei zu positionieren.»
Hat man sich auf den Lorbeeren ausgeruht?
Doch das sei nicht bloss das Problem der Berner BDP, sagt Hess. Was sich in Bern gezeigt habe, deute auf ein grundsätzliches Problem der Partei hin. Der schnelle Erfolg nach ihrer Gründung vor fünf Jahren zeige nun seine Schattenseiten: «Dass man dann ein bisschen überwältigt ist von dem grossen Erfolg und etwas selbstzufrieden wird – diesen Vorwurf muss man sich in Bern möglicherweise gefallen lassen.»
Dies sollten sich die anderen Kantonalparteien zu Herzen nehmen. In zwei anderen wichtigen BDP-Kantonen, in Graunbünden und in Glarus, stehen demnächst Wahlen an. Deshalb mahnt Parteipräsident Landolt: «Das muss ein Weckruf sein an alle Kantone, sich noch klarer zu positionieren; diese Plattformen, die wir damals bekommen haben, wirklich aktiv zu nutzen und sich zu zeigen.»
Profil zu wenig stark von der SVP abgegrenzt
In Graubünden ist der Weckruf angekommen. Der Bündner BDP-Mann Hansjörg Hassler weiss, worauf es ankommt: «Eine klare Sachpolitik ist sehr wichtig. Dann glaube ich, dass die BDP auch im nächsten Jahr erfolgreich sein kann.»
Das sei leichter gesagt als getan, stellt Nationalrätin Haller fest. Viele hielten die BDP noch immer für die brave kleine Schwester der SVP. Zu unscharf sei das Profil der jungen Partei. Dies im Gegensatz zur anderen neuen Mittepartei, der GLP. «Die Grünliberalen, die gewonnen haben, sind für mich ein ganz gutes Beispiel. Sie haben ein viel schärferes Profil als wir. Man weiss, sie stehen für Ökologie ein, ganz konsequent.»
Wiederwahl von Eveline Widmer-Schlumpf als Ziel
Das müsse auch die BDP in Zukunft wieder tun. Einst als Atomausstiegspartei stark, werde sie heute nicht mehr als solche wahrgenommen, räumt auch Hess ein. «Ich denke, diese Mittel-Linie wieder zu finden, ist die Herausforderung.» Nur so habe die BDP bei den Nationalen Wahlen in anderthalb Jahren eine Chance, ihre Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf zu behalten.
Auf die Frage, ob man dafür nun nicht doch mit einer anderen Partei, am ehesten mit der CVP, fusionieren müsse, schütteln alle Angesprochenen den Kopf. Eine enge Zusammenarbeit, wie man das eben erst beschlossen habe, müsse reichen.