Es war eine Kampfscheidung, als enttäuschte SVP-Mitglieder in Münsingen die BDP gründeten. Was folgte: Seitenhiebe da, Anschuldigungen dort. Fünf Jahre sind seither vergangen. Und ganz nach dem Motto «die Zeit heilt Wunden» ziehen die BDP und SVP im Kanton Bern wieder am gleichen Strick.
Doch die grosse Versöhnung nach dem Streit ist es nicht. BDP-Regierungsrätin Beatrice Simon sagt es so: «Ein Ehepaar mit Kindern, das sich trennt, hat zu Beginn auch Mühe, gemeinsam zu arbeiten.» Mit der Zeit müssten sich die Eltern den Kindern zuliebe arrangieren.
Machtwechsel vor Augen
Die Kinder der beiden Parteien sind die bürgerlichen Wähler. «Die wollen wir abholen», betont Simon. Die Zusammenarbeit ist also ein Vernunftsentscheid, mit hohem Ziel. BDP und SVP wollen gemeinsam den Machtwechsel im Kanton Bern erreichen. Nach acht Jahren links-grün sollen im nächsten Frühling die Bürgerlichen die Nase vorn haben.
Dabei geben sich die Bürgerlichen – im Gegensatz zu früher – bescheiden. Vier der sieben Sitze wollen sie: Je einen für FDP und BDP und zwei für die SVP.
Wenig verwunderlich, demonstrieren SVP und BDP Eintracht. «Wir sind beides bürgerliche Parteien mit dem Interesse, dass der Staat effizient arbeitet», sagt SVP-Präsident Werner Salzmann.
Unterschiedliche Meinungen
Tatsächlich: BDP und SVP arbeiten im Kanton Bern gut zusammen. Dennoch gibt es auch Differenzen: Die BDP ist beispielsweise für den Ausstieg aus der Atomenergie. Die SVP dagegen. Die BDP ist gegen die Familien-Initiative, die SVP dafür.
Doch im Moment steht die Wahltaktik im Vordergrund. Angst, die eigene Wählerschaft mit diesem Zweck-Bündnis zu vergraulen, hat BDP-Regierungsrätin Simon nicht. «Wenn man in einer Regierung ist, dann ist man primär gefordert, gute Lösungen zu suchen.»
Alte Wunder nicht ganz vergessen
Ganz vergessen sind die alten Wunden indes nicht, gibt SVP-Präsident Salzmann zu. «Es sind persönliche Wunden. Etwa Freundschaften, die auseinander gingen», so Salzmann.
Einen Pluspunkt hat die gemeinsame Hochzeit bereits: Finanziell zahlt sich die Zweck-Gemeinschaft aus. Insgesamt kostet der Wahlkampf weniger, als bei den letzten Wahlen, als alle alleine antraten.