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Schweiz Bundespräsident warnt vor Leugnung des Holocaust

Ausmass und Existenz des millionenfachen Mordes an den Juden werden noch heute vielfach geleugnet – genau wie andere Völkermorde. Mit dieser Mahnung wendet sich Bundespräsident Didier Burkhalter am heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust an die Schweizer Bürger.

Diese Haltung des Leugnens historischer Tatsachen müssten alle ablehnen und ihr entschieden entgegentreten, schreibt Didier Burkhalter in seiner Botschaft. Sie trägt den Titel «Die Erinnerung – der leise Schrei, den wir den künftigen Generationen schulden». Dies sei jeden Tag nötig, nicht nur am jährlichen Holocaust-Gedenktag.

Appell an die Jugendlichen

Burkhalter wendet sich in seiner Erklärung insbesondere an die Jugend. Sie stehe «mitten in einem sie prägenden Prozess» – jenem des Lernens und Entdeckens der Welt. «Für die Zukunft ist es sehr wichtig, dass man die Erinnerung hat, dass man nicht vergisst, und dass man dies auch an den Schulen lehrt», sagte der Bundespräsident auf dem Flug nach Polen zu SRF.

Gedenken an eine dunkle Ära

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Heute Montag ist der offizielle Gedenktag an den Holocaust. Überlebende des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz haben der Befreiung des Lagers vor 69 Jahren durch die Rote Armee gedacht. Zur offiziellen Veranstaltung in Birkenau, dem grössten NS-Vernichtungslager, reisen Mitglieder des israelischen Parlaments nach Auschwitz.

In diesen Tagen setze sich eine grosse Zahl von Lehrern dafür ein, den Jugendlichen bewusst zu machen, wie gefährlich Fremdenfeindlichkeit und Rassismus seien und wie wichtig die Wahrung der Menschenrechte sei – «damit die junge Generation wirklich weiss, was passiert ist und was nie wieder passieren sollte», so Burkhalter.

Spuren reichen bis in die Schweiz

Am morgigen Dienstag besichtigt Burkhalter das südpolnische Krakau und das nicht weit davon entfernte ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. «Verbrechen gegen die Menschlichkeit gibt es noch immer.» Er wolle darum mit einer klaren Geste zeigen, «dass es uns wichtig ist, dass nie wieder so etwas passiert», begründete er seine Reise.

Bei dem Besuch des Konzentrationslagers wird ihn eine junge Schweizer Buchautorin begleiten. Ihr Grossvater hatte damals Auschwitz überlebt. Was sie über ihn geschrieben und gesagt habe, sei sehr authentisch, findet Burkhalter. «Ich glaube, die jungen Leute, die das lesen, die werden verstehen und nicht vergessen.»

Ihre Geschichte sei auch ein Zeichen dafür, dass die Spuren des Holocaust bis in die Schweiz reichten, so der Aussenminister weiter. «Es gibt nicht mehr viele Menschen, die den Holocaust selbst erlebt haben, aber es gibt noch einige – auch in der Schweiz. Deshalb wollten wir auch einen Link haben zur Schweiz und zur jungen Generation in der Schweiz.»

Schweiz unterstützt Stiftung

Burkhalters Auschwitz-Besuch findet einen Tag nach dem Gedenktag für die Holocaust-Opfer statt. Dieser Tag erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Die sowjetischen Soldaten trafen damals noch rund 7000 überlebende Gefangene an.

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In Auschwitz-Birkenau ermordeten die hauptsächlich deutschen Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen, die meisten davon Juden. Die Schweiz unterstützte die Stiftung Auschwitz-Birkenau im vergangenen Jahr mit 1,2 Millionen Franken. Die Stiftung unterhält das ehemalige Vernichtungslager.

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