Die Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz Kokes hat 2012 die Konferenz der kantonalen Vormundschaftsbehörden abgelöst. In allen Kantonen wurde das System der Sozialbehörde professionalisiert, seither sind die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) in den Kantonen für schwierige soziale Fälle zuständig.
Anzahl der Fälle nimmt ab
Nun hat die Kokes nach vier Jahren eine erste Bilanz gezogen, die aus ihrer Sicht – was die Anzahl der Fälle angeht – positiv ausfällt. «Ich bin nicht überrascht, dass die Zahl der Fälle, in welche die Kesb intervenieren muss, abnimmt», sagt der Basler Regierungsrat und Kokes-Vorstandsmitglied Christoph Brutschin im «Tagesgespräch» von Radio SRF.
Das Gesetz sehe ein subsidiäres, also abgestuftes System vor, in dem die Kesb erst involviert werde, wenn alle anderen Hilfestellungen wie Familie, Sozialdienste und ähnliches mit dem betreffenden Fall nicht mehr weiter kämen. Deshalb rechne er damit, dass die Zahl der Kesb-Fälle weiter abnehme.
Eine Art Feuerwehr
Im Zusammenhang mit dem Image- und Vertrauensproblem in der Bevölkerung gegenüber der Kesb greift er zum Bild der Feuerwehr und versichert: «Wenn die Kesb eingreift, geht es nie um Bagatellen. Dann brennt es tatsächlich.» Auch sei die Behörde keineswegs eine Art Geheimdienst, der die Bürger ausspioniere und von sich aus eingreife. Ohne eine Gefährdungsmeldung einer dritten Stelle greife die Kesb nicht ein.
Gleichzeitig nimmt er die Kritik auf, die in den letzten Jahren an der Kesb geübt wurde, nämlich, dass die Behörde zu intransparent funktioniere, Entscheide zu wenig begründe und oder gar willkürlich fälle. Deshalb verspricht Brutschin Verbesserungen bei der Kommunikation. «Den Kesb muss es gegen aussen besser gelingen, Laien verständlich zu machen, wie sie arbeiten und warum sie welche Massnahmen ergreifen.»
Auch im Umgang mit Angehörigen in spezifischen Fällen müsse die Kommunikation verbessert werden: «Die Kesb-Mitarbeiter sollen den Betroffenen die verfügte Massnahme von Angesicht zu Angesicht erklären», sagt Brutschin. Dazu gehöre auch eine Erläuterung der gesetzlichen Grundlagen. «Hier sehe ich noch Optimierungspotenzial.»
Zu stark aufs Fachliche konzentriert
Der Basler Sozialvorsteher erklärt die kommunikativen Schwierigkeiten der Kesb in den vergangenen Jahren mit der Umstellung vom Vormundschafts- hin zum Kesb-System, das mit einer Professionalisierung der Behörde einherging. Dabei habe eine Art «Fachleute-Syndrom» stattgefunden: Die Sozialprofis hätten sich zu sehr auf ihre fachliche Arbeit konzentriert und es quasi verpasst, auch die Wirkung gegen aussen zu berücksichtigen – und den Bürgern zu erklären, wer, was, wieso mache.
Brutschins Lehre aus dem offensichtlichen Vertrauensverlust in die Behörde: «Es braucht von Anfang an ein Kommunikationskonzept, ausserdem muss man sicherstellen, dass man die Leute mitnimmt.» Die Fachfragen, wie jene nach der Umsetzung des neuen Gesetzes, hätten zu viel Platz eingenommen, gleichzeitig habe man sich zu wenig darum gekümmert, die Arbeit der Kesb der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Aus dieser Sicht sei die Umsetzung des Gesetzes im Rückblick ein Schulbeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, so Brutschin.