Verwahrt sein bedeutet: ein Leben lang in einem geschlossenen Gefängnis sein – ohne Freigänge oder Therapie. In der ganzen Schweiz waren Mitte 2011 gemäss Bundesamt für Statistik 157 Personen verwahrt. Vor der Umsetzung der Verwahrungsinitiative waren es fast doppelt so viele.
Damit ein Straftäter verwahrt werden kann, muss er heute als nicht therapierbar gelten. Zudem gibt es eine weitere Kategorie: Fachleute nennen sie die «kleine Verwahrung», da sie oft ebenfalls das ganze Leben lang dauert – zum Schutz der Allgemeinheit.
«Kein Zuckerschlecken»
Peter Häfliger vom Bundesamt für Justiz sagt: «Es ist kein Zuckerschlecken. Sie sind zum Teil in denselben Einrichtungen wie die Leute, die sich in der Verwahrung befinden oder eine längere Freiheitsstrafe absitzen.»
Zwar sind nur halb so viele Häftlinge wie 2006 verwahrt. Aber zusätzlich sind über 1000 Straftäter in der «kleinen Verwahrung». Das System sei heute durchlässiger. Man könne auch während einer Haftstrafe noch auf eine Veränderung reagieren, sagt Häfliger: «So ist es möglich einen Täter, der sich im Strafvollzug nachträglich als gefährlich herausstellt, zu therapieren.»
Das könne der Fall sein, wenn eine psychische Störung oder eine Suchtabhängigkeit zu der schweren Straftat geführt hat. Wenn die Therapie nicht erfolgreich abgeschlossen werde, könne man den Täter noch verwahren. «Die Möglichkeiten kannte das alte Recht nicht», sagt Häfliger.
Gleich teuer
Verwahrte Häftlinge wie auch Häftlinge mit einer unbestimmten Haftstrafe sind in einer geschlossenen Anstalt untergebracht, zum Beispiel in Lenzburg. Marcel Ruf ist dort Direktor der Justizvollzugsanstalt. Er sagt: Der Kostensatz für verwahrte Häftlinge liege bei 297 Franken pro Tag. «Das ist gleich teuer wie der übliche geschlossene Vollzug.»
In Lenzburg ist auch der Mörder des Au-Pairs Lucy verwahrt – und zwar lebenslang. Wenn ein Straftäter 50 Jahre lang verwahrt wird, kostet er den Staat rund 5,5 Millionen Franken.
Die Forderung aus der Politik nach einer automatischen Verwahrung für Wiederholungstäter würde das heutige System von Grund auf umkrempeln. Und die Gefängnisse, die heute schon zu 97 Prozent ausgelastet sind, hätten ein noch grösseres Problem mit den Kapazitäten, sagt Marcel Ruf: «Man hätte bestimmt zu wenige Plätze. Wir sind bereits heute in einer kritischen Phase.»
Wie viele zusätzliche Plätze nötig sind, soll eine gesamtschweizerische Anstaltsplanung zeigen. Die Resultate sollen im November veröffentlicht werden.