«Ich habe heute nicht das Gefühl von Ungerechtigkeit, sondern von einem Unverständnis», sagt Elisabeth Kopp heute im «Tagesgespräch». «Unverständnis, weil ich 20 Jahren in der Öffentlichkeit stand, als Gemeindepräsidentin, als Erziehungsrätin, als Nationalrätin, als Bundesrätin. Mein Wirken hat überall positives Echo ausgelöst.»
Darum sei auch heute noch das Unverständnis da, warum überhaupt niemand damals geholfen habe. «Ich hatte keine Unterstützung vom Bundesrat.» Auch von ihrer Partei, der FDP, habe sie keine Hilfe erhalten.
Was vor 25 Jahren geschah
Kopp bezieht sich auf die Ereignisse vor 25 Jahren. Damals geriet sie in die Kritik, weil sie Informationen aus ihrem Departement an ihren Gatten Hans W. Kopp weitergegeben hatte. Kopp musste schliesslich zurücktreten.
«Ich habe damals in der Zeitung gelesen, dass mein Mann Verwaltungsrat in einer Firma ist, über die Geldwäscherei-Gerüchte herumgeboten werden. Und das genau zu jenem Zeitpunkt, als ich die Initiative ergriffen habe, eine Strafnorm gegen Geldwäscherei zu schaffen», erklärt sie. Daher habe sie ihn angerufen und gesagt: «Bitte trete aus dem Verwaltungsrat zurück.»
Den Aufruhr um das Telefon versteht Kopp bis heute nicht. «Ich habe auch nicht verstanden, dass der Bundesrat, ohne dass ich es gewusst habe, ein Strafverfahren gegen mich eingeleitet hatte. Ich flog aus allen Wolken, weil ich kein Amtsgeheimnis verletzt hatte.»
Schwere Vorwürfe an Kollegen
Gewissen Leuten macht Kopp happige Vorwürfe. Zum Beispiel alt Bundesrat Moritz Leuenberger. «Er hat mit seiner PUK nichts herausgefunden. Die PUK hatte festgehalten, dass ich mein Amt tadellos ausgeführt habe.»
«Katastrophal» war für die Familie Kopp, dass ihre Telefonate abgehört wurden. «Leuenberger gab den Anstoss, dass unsere Telefone, die Anwaltslinie meines Mannes, sogar das Telefon meiner Tochter abgehört wurden.» Das sei publik geworden.
«Da kamen verständlicherweise die Klienten meines Mann uns sagten zu ihm, wir können keinen Anwalt gebrauchen, dessen Telefon abgehört wird. Das führte zu unserem finanziellen Ruin.»
Bitte an die Journalisten
Ebenfalls Vorwürfe macht Kopp dem Tages-Anzeiger, dem Blick, Jean Ziegler und dem Beobachter, die falsche Informationen verbreitet hatten. «Ich hoffe, dass Journalisten nun besser recherchieren, bevor sie derartige Anschuldigungen veröffentlichen.»
Im Nachhinein ist der Rücktritt für Kopp ein Teil ihres Lebens, aber es gebe andere, viel wichtigere Elemente. Auf die Frage, wie sie am liebsten in Geschichte eingehen wolle antwortet sie: «Als jemand, der sich immer für die Gemeinschaft eingesetzt hat, und zwar schon als junge Frau. Ich war Pfadfinderin, ich war im militärischen Frauendienst, ich setzte mich enorm fürs Frauenstimmrecht ein.»
Deswegen habe sie 1974 auch der Kandidatur zur Gemeinderätin von Zumikon zugestimmt. «Ich habe mir selber nicht mal die Stimme gegeben.» Sie wurde mit 80 Prozent der Stimmen zur ersten Gemeinderätin der Deutschschweiz gewählt.