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Zeitungsausschnitt aus der «NZZ» vom 8. November.
Legende: Zeitungsausschnitt aus der «NZZ» vom 8. November. SRF

Schweiz Fall Mörgeli: Inserat für Professorin – trotz Abgang des Rektors

Akademiker wehren sich gegen die Entlassung der Professorin Iris Ritzmann durch die Universität Zürich. Sie tun dies öffentlich mit einem Zeitungsinserat. Einer der Mitinitianten, Geschichtsprofessor Philipp Sarasin, erklärt gegenüber SRF warum.

Die Zürchern Professorin Iris Ritzmann hatte möglicherweise Informationen über das Medizinhistorische Institut an einen Journalisten weitergegeben und so die Affäre Mörgeli ins Rollen gebracht. Ritzmann wurde von der Uni Zürich zunächst suspendiert, später erhielt sie die Kündigung.

Das heute erschienene Inserat fordert die Wiedereinstellung der Professorin und zudem eine Aufklärung über die Datenweitergabe an die Zürcher Staatsanwaltschaft.

SRF: Mittlerweile ist auch der Rektor der Universität Zürich, Andreas Fischer, zurückgetreten. Ändert das etwas?

Zur Person

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Philipp Sarasin ist einer der Mitinitianten des Zeitungsinserats. Er ist Geschichtsprofessor an der Universität Zürich.

Philipp Sarasin: Nein, das ändert gar nichts im Moment. Wir haben diesen Rücktritt nicht gefordert und unsere Forderungen nach der Rehabilitation (von Iris Ritzmann – Anm. der Red.) sind bis jetzt nicht erfüllt.

Dieser Fall wirft sehr hohe Wellen. Dabei sollen an einer Universität Lehre und Forschung im Zentrum stehen. Warum überlässt man die Aufklärung der strittigen Fragen nicht den Juristen?

Dieser Fall ist von Anfang an hoch politisiert gewesen. Das ist das eine. Christoph Mörgeli ging damals an die Öffentlichkeit. Wir haben einfach Grund zur Annahme, dass die juristische Aufklärung auch politisiert ist. Frau Ritzmann ist aus einem laufenden staatsanwaltschaftlichen Verfahren heraus von der Universität arbeitsrechtlich entlassen worden, obwohl dieses laufende Verfahren nicht abgeschlossen ist. Wir haben nun nach dieser Entlassung eine öffentliche Notbremse gezogen.

Ein Gespräch mit der Universitätsleitung abseits der Öffentlichkeit ist nicht möglich?

Wir haben diese Gespräche gesucht und wir haben sie auch geführt. Dass wir jetzt an die Öffentlichkeit gehen, ist der vorläufige Schlusspunkt einer langen Kette von Interventionen, die selbstverständlich intern liefen. Wir gehen nicht so leichtfertig an die Öffentlichkeit.

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Was bedeutet diese ganze Auseinandersetzung in ihren Augen für den Ruf der Uni Zürich?

Es ist verheerend, das ist klar. Die Leute, die wir in der wissenschaftlichen Gemeinschaft kennen, sind entsetzt. Man findet das ganz furchtbar. Es gibt Kollegen, die sagen, wir arbeiten nicht mehr mit der Universität Zürich zusammen. Die Email-Überwachung, die Datenherausgabe, das Scannen von Email-Konten der Uni Zürich – dass das offenbar möglich ist, ist für die Uni Zürich verheerend. Und es tut uns so weh, weil wir alle sehr gerne hier arbeiten. Wir möchten, dass der Ruf der Uni unbeschädigt ist.

Aber auch wenn Iris Ritzmann wieder eingestellt würde, ist das Problem ja nicht gelöst...

Das ist richtig. Die Wiedereinstellung ist eine Forderung. Die andere Sache ist: Es muss schonungslos aufgeklärt werden, was hier geschehen ist. Dieser Ansicht ist auch Otfried Jarren, der interimistische Rektor. Wir müssen Licht in diese Dinge bringen. Die Öffentlichkeit will wissen, was da passiert ist – und wir alle brauchen Klarheit.

Das Gespräch führte Philippe Chappuis.

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