Arnaud Perrier, Chef für Allgemeine innere Medizin am Universitätsspital Genf, wirkt konsterniert. «Obwohl rund 60 Prozent unserer Ärzte und Pflegefachleute gegen Grippe geimpft sind, haben wir einen Personalengpass. Das Grippevirus hat unser Personal spürbar reduziert. Ausserdem sind bei uns etliche Patienten an Grippe erkrankt, die eigentlich wegen ganz anderen gesundheitlichen Problemen bei uns sind», sagt der Chefarzt in «Schweiz aktuell».
Aggressiver Erreger
Das Problem heisst H3N2. Gegen den aktuell am heftigsten grassierenden Grippe-Erreger gibt es keinen Impfstoff. Damit sind auch Mediziner und Pflegefachleute schutzlos, die sich gegen Grippe haben impfen lassen.
Laut dem neusten Bericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sind vor allem die Alterskategorie der fünf- bis 14-Jährigen betroffen. In dieser Kategorie wurden drei Mal mehr Grippefälle als in der Altersklasse der über 64-Jährigen festgestellt. Der Trend sei weiterhin in allen Regionen steigend, meldet das BAG.
Schutzmasken-Pflicht für alle
Am Genfer Universitätsspital hat man deshalb zu einer drastischen Massnahme gegriffen: Seit der vergangenen Woche müssen alle Angestellten des Spitals, aber auch alle Patienten und Besucher Schutzmasken tragen.
Die Massnahme zeigt Wirkung, wie Chefarzt Arnaud Perrier feststellen konnte. «Wir haben sofort einen Unterschied festgestellt. Die Grippefälle haben weniger stark zugenommen und die Zahl der Neuansteckungen von Patienten und Pflegepersonal im Spital sind zurückgegangen. Wir führen diese Tendenz auf die Schutzmasken-Pflicht für die Besucher zurück», meint Perrier.
Schutzmasken auch in Luzern
Auch im Kantonsspital Luzern ist die grassierende Grippewelle ein grosses Thema. Bereits beim Haupteingang werden Besucherinnen und Besucher gebeten, ihre Hände an den zahlreichen Dispensern zu desinfizieren.
Ausserdem steht laut Chefarzt Marco Rossi auch das grösste Luzerner Klinikum kurz vor der Schutzmaskenpflicht: «Eine solch heftige Grippe-Epidemie habe ich noch selten erlebt. Wir analysieren die Situation täglich und sind bereit, ebenfalls die Schutzmaskenpflicht am Kantonsspital zu verfügen. Die Masken liegen breit, und die kommenden Kältetage werden entscheidend sein, ob wir – wie unsere Kollegen in Genf – zu dieser aussergewöhnlichen Massnahme greifen müssen», sagt der Luzerner Chefarzt in «Schweiz aktuell».