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Schweiz Hepatitis C: Kassen zahlen teure Therapien früher

Gute Nachricht für Hepatitis-C-Patienten: Das Bundesamt für Gesundheit hat die Kassenpflicht für drei neue Medikamente ausgeweitet, die bisher nur für Schwerkranke galt. 900 Menschen werden damit pro Jahr zusätzlich und vor allem früher behandelt, was das Risiko von Leberzirrhose und -krebs mindert.

Hepatitis-C-Patienten sollen in den Genuss von Medikamenten der neuen Generation kommen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) folgt Empfehlungen von Fachleuten und hat die Kostenübernahme durch die Grundversicherung ausgeweitet.

Laut BAG ist in der Schweiz ein Prozent der Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Es wird über Blut übertragen, vor allem sexuell und in seltenen Fällen von der Mutter auf das Kind.

Nicht warten bis die Leber zerstört ist

Bei den Medikamenten Viekirax und Exviera sowie Olysio ist die Übernahme bisher Patienten vorbehalten gewesen, deren Leber durch die Krankheit bereits stark geschädigt war.

Ab 1. August 2015 übernimmt die obligatorische Krankenpflegeversicherung die Medikamente nun auch bei Patienten, bei denen die Krankheit weniger weit fortgeschritten ist.

Künftig werden rund 900 Personen pro Jahr zusätzlich mit diesen Arzneimitteln behandelt. Mit der Erweiterung der Kostenübernahme folgt das BAG den Empfehlungen der Fachleute.

Auf die Kostenentwicklung in der strapazierten Gesundheitsversorgung soll sich die Übernahme der teuren Präparate sogar positiv auswirken.

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Preis-Schacher darf keine Leben kosten

Jüngst hatte eine Untersuchung am Universitätsspital Zürich (USZ) gezeigt, dass mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie sowohl Sterblichkeit als auch Kosten gesenkt werden könnten. Denn frühe Behandlungen können die schweren Folgeschäden von Hepatitis reduzieren und so auch Folgekosten senken, wie die Zürcher Forschenden im Juni im Fachjournal «PLOS ONE» schrieben.

Aufgrund ihrer Ergebnisse hatten die Fachleute ein früheres Eingreifen bei Hepatitis C gefordert. Preisdiskussionen dürften die gewünschte Behandlung von Patienten nicht blockieren, hiess es.

Preissenkungen wirken entlastend

Therapien mit den Hepatitis-C-Medikamenten der neuen Generation sind tatsächlich teuer. Eine Behandlung mit Viekirax und Exviera dauert normalerweise zwölf Wochen. Pro Tag kostet der Medikamenten-Cocktail 738 Franken, oder insgesamt rund 62'000 Franken.

Die stille Volksseuche

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Blutkonserven in einem Spital
Legende: colourbox

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Der Hersteller der Präparate, das Pharmaunternehmen Abbvie, hat den Preis für eine Behandlung nun auf Vorschlag des BAG auf 46'000 Franken gesenkt. Olysio, produziert von Janssen-Cilag, befand sich bereits auf einem tiefen Preisniveau, wie das BAG schreibt. Insgesamt dürften so jährlich 24 bis 40 Millionen Franken eingespart werden.

US-Hersteller zeigt keine Gnade

Die US-Pharmafirma Gilead, die Sovaldi und Harvoni herstellt, gab dem Preisdruck nicht nach. Deshalb bleiben diese Medikamente weiterhin Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen vorbehalten. Das BAG rief das Unternehmen dazu auf, «seine Preispolitik zu überdenken».

In den nächsten Jahren dürfte es laut dem BAG immer öfter vorkommen, dass Arzneimittel aufgrund sehr hoher Preise gezielt oder gestaffelt in die Spezialitätenliste aufgenommen werden müssen. So soll ein «möglichst gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis» erreicht werden, wie das BAG schreibt.

Die meisten europäischen Länder haben bei der Einführung der neuen Hepatitis-C-Therapien diese auf die schweren Fälle beschränkt. Manche Länder kennen auch globale Behandlungsbudgets.

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