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Schweiz «Ich zeige die versteckte Schweiz»

Die Schweiz ist nicht überall auf der Welt beliebt oder gar bekannt. Die Image-Behörde «Präsenz Schweiz» hat den Auftrag, das zu ändern. Zurzeit unterstützt sie eine Samba-Schule in Rio finanziell. Ein Gespräch mit Präsenz-Schweiz-Chef Nicolas Bideau über mehr als nur Käse, Uhren und Schokolade.

SRF News: Wenn Sie jemandem, der die Schweiz nicht kennt, das Land kurz beschreiben müssten, was würden Sie ihm erzählen?

Die Schweiz ist wunderschönes Land: erfolgreich und sicher – ein Land, das mehr als Klischees bietet. Zwar sind Klischees nicht immer schlecht, sie produzieren eine gute Wahrnehmung. Doch die Schweiz hat darüber hinaus viel mehr zu bieten, wie Forschung, Bildung und Innovation. Meine Aufgabe ist es auch, die versteckte Schweiz zu zeigen.

Nicolas Bideau

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Nicolas Bideau leitet die Imagebehörde Präsenz Schweiz seit vier Jahren. Er studierte in Lausanne Politik und Soziologie. Mit 30 Jahren trat Bideau in den diplomatischen Dienst ein. Der heute 45-Jährige arbeitete als Berater von Bundesrat Pascal Couchepin und als Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur.

In welchen Ländern sind wir am beliebtesten?

Ich würde sagen, in allen anderen Ländern, die nicht in Europa liegen. Je ferner desto besser. Besonders beliebt sind wir in Japan und Südkorea. Dagegen befinden sich unsere grössten Kritiker in den Nachbarländern. Anders ausgedrückt: Die Liebe der fernen Länder zur Schweiz scheint mir manchmal etwas oberflächlich zu sein. Die Liebe unserer Nachbarländer mag zwar nicht so stark sein, doch sie ist existiert und zwar auf Basis eines tieferen Wissens über die Schweiz. Ähnlich einem alten Ehepaar mit einer soliden Beziehung.

Wo haben wir die grössten Imageprobleme?

In unseren Nachbarländern Deutschland, Italien und Frankreich. Das hat sich in den letzten 10 Jahren akzentuiert. Zu tun hat das insbesondere mit dem Finanzplatz Schweiz und Migrationsfragen. Hier gehen die Meinungen unserer Nachbarländer auseinander. Jüngst hat die Affäre SwissLeaks für Aufregung gesorgt. Das ist aber keine Katastrophe – unser Image bleibt gut – allerdings haben sich die Probleme verstärkt.

Im ordentlichen Budget stehen Ihnen 8,5 Millionen Franken zur Verfügung – reicht das?

Das reicht, um unseren Job in den Schweizer Vertretungen zu machen. Damit lässt sich die Kommunikation nach aussen gewährleisten. Hinzu kommen dann noch die Spezialkredite für sportliche und kulturelle Grossveranstaltungen wie die Olympischen Spiele, Fussball-WM oder die Expo. Diese werden zusätzlich vom Bundesrat besprochen. Diese Grossereignisse sind für uns und unsere Partner aus Wirtschaft, Forschung und Kultur wichtig, um ein grosses Publikum zu erreichen.

Unsere Öffentlichkeitsarbeit richtet sich zum einen an politische Handlungsträger, zum anderen müssen wir über grosse Plattformen die Massen erreichen. Bisher gelang uns das mit den «House of Switzerland» an grossen Sportanlässen. Neu ist für uns das Engagement am Karneval in Rio. In Brasilien hat der Karneval eine wichtigere Bedeutung als eine Sportveranstaltung.

Wie kamen Sie gerade auf die Idee eine Sambaschule in Rio zu finanzieren?

Wir beobachten, was in den verschiedenen Ländern funktioniert. Auf der einen Seite haben wir ein Medienmonitoring, auf der anderen Seite studieren wir Gesellschaften. Wir suchen danach, was im Moment im Trend liegt und wofür sich Massen und Eliten interessieren. Vor der Fussball-WM war ich in Brasilien und habe mir überlegt, was funktionieren könnte. Zur Eröffnung unseres «House of Switzerland» haben wir dann eine Sambaschule eingeladen. Es war kalt und regnerisch. Ich dachte, das wird nie im Leben funktionieren. Doch dann war der Andrang riesig.

Ich selber wusste wenig über den Karneval in Rio. Zuerst dachte ich, es ist wie die Fasnacht in der Schweiz. Mir war nur klar, dass es eine gesellschaftliche Komponente hat. Nun weiss ich, dass dieser Anlass für die Brasilianer eine politische, kulturelle und wirtschaftliche Dimension hat. Der Karneval beschäftigt einfach alle. Das Land lebt dafür. Entsprechend ist das Medienecho riesig. Über diese Sambaschule wird die Schweiz in Brasilien bekannter. Und natürlich hoffe ich, dass die Sambaschule den Wettbewerb gewinnt.

Sie hören diese Frage sicher nicht zum ersten Mal. Aber: Was sagen Sie einem Schweizer, der sich darüber ärgert, dass Steuergelder für einen Samba-Tanzklub ausgegeben werden?

Ich sage ihm: Mir wurde der Auftrag vom Bundesrat erteilt, die Schweiz in der Welt gut zu positionieren. Durch den Auftritt der Samba-Tanzschule wird die Schweiz Millionen von brasilianischen Fernsehzuschauern erreichen. Der Ruf der Schweiz wird damit positiv beeinflusst. Dann würde ich dieser Person weiter erklären, was der Karneval für einen Stellenwert in Brasilien hat. Es ist viel mehr als nackte Haut und Cachaça (Anmerk. d. Red.: Zuckerrohr-Schnaps).

Hinter dem Karneval steht eine starke Tradition, die kulturelle, religiöse u nd wirtschaftliche Aspekte einschliesst. Man könnte den Karneval mit Weihnachten vergleichen. Ich würde diesem Kritiker auch unser Video- und Fotomaterial von den Vorbereitungen zeigen. Hinter diesen Samba-Auftritten steckt viel mehr, als man denkt. Ich verstehe allerdings, dass die Frage von der Schweizer Seite kommt, Brasilien hat hier eindeutig ein Imageproblem.

Ärgern Sie sich über diese ewigen Fragen nach sinnvollen Ausgaben?

Nein, es gehört zu meinen Aufgaben, zu erklären, wie und weshalb Steuergelder ausgegeben werden. Ich mache diesen Job seit vier Jahren. Mir sind solche Fragen noch nicht häufig gestellt worden. Mein Vorgänger musste sich allerdings viele Fragen gefallen lassen. Ich kann dazu nur sagen: die Landeskommunikation ist keine oberflächliche Aufgabe. Ich versuche unsere Interessen im Ausland zu verteidigen.

Welche Grossprojekte planen Sie in Zukunft?

Die Expo 15 in Mailand wird sicher eine grosse Herausforderung. In Brasilien führen wir unsere Kampagne weiter. Sie war auf drei Jahre angelegt. Zuerst kam die Fussball-WM, dann der Karneval und nun folgen noch die Olympischen Spiele. Wir hoffen auch, dass wir an der Fussball-Europameisterschaft in Frankreich ein «House of Switzerland» in Paris einrichten können. In Frankreich brauchen wir dringend eine Imagekorrektur.

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