Frau Ott, warum pochen Sie auf das Recht, Burkas tragen zu dürfen?
Regula Ott: Der Verbandsvorstand ist für die Selbstbestimmung der Frau und aus diesem Grund spricht er sich vehement gegen Kleidervorschriften aus.
Warum ist es problematisch, wenn der Staat Kleidervorschriften erhebt?
Wir haben es in der Vergangenheit immer wieder erlebt. Vor allem für Frauen wurden Kleidervorschriften erlassen. Sehr oft von Männern. Auch andere Personen wurden sehr oft von Kleidervorschriften tangiert. Wir sehen solche Kleidervorschriften als sehr problematisch an denn es soll in der Freiheit jeder Person liegen, wie sie sich im öffentlichen Raum kleiden möchte. Es braucht keinen Staat, der uns hier Vorschriften macht. Wir könnten solche Kleidervorschriften nur dann akzeptieren, wenn sie im öffentlichen Interesse wären oder wenn sie verhältnismässig wären. Für uns ist dies hier nicht der Fall.
Ist denn die Burka nicht auch ein Symbol der Unterdrückung der Frau?
So wird es oft gesehen. Aber hier müssen die Personen sprechen, die eine Burka tragen. Es gibt Interviews mit Frauen, die Burka tragen. Sie sagen, für sie sei es ein religiöses Symbol, ihre religiöse Identität. Das müssen wir respektieren. Wir sollten deshalb unsere Ängste hinterfragen. Das braucht neue Strukturen, aber kein Gesetz.
Oft wird argumentiert, das Gesicht zu verhüllen, würde die Person ihrer Identität berauben. Ist das nicht eine Art Grundprinzip unserer Gesellschaft?
Ich denke, wir sind es uns einfach gewöhnt, aber ich denke nicht, dass keine Interaktion möglich ist, wenn man das Gesicht nicht sieht. Es geht ja in dieser Diskussion vor allem auch um die Interaktion. Mag sein, dass die Interaktion erschwert wird durch das Verhüllen des Gesichtes. Aber es sollte nicht zu einem Verbot führen.
Warum nicht?
Es löst keine Probleme. Wenn Personen zu etwas gezwungen werden, dann braucht es andere Strukturen. Es braucht Anlaufstellen, Sozialarbeiterinnen, aber es braucht sicher keine Gesetze. Ein Gesetz bestraft die Frau, die die Burka trägt. Das ist der falsche Ansatz.
Das Gespräch führte Lukas Mäder.