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Schweiz Maries Mörder wehrt sich vor Gericht gegen Urteil

Der Berufungsprozess zum Mord an der damals 19-jährigen Marie hat vor dem Waadtländer Kantonsgericht mit langen Reden des Täters begonnen. Er wehrt sich gegen den Vorwurf der vorsätzlichen Tat. Maries Eltern zeigen sich erschüttert über «die erbärmlichen Versuche, das Verbrechen zu relativieren».

  • Am 13. Mai 2013 hat Claude D. die 19-jährige Marie entführt und ermordet
  • Im März 2016 wurde er zu einer lebenslangen Haft mit anschliessender lebenslangen Verwahrung verurteilt
  • Darauf hat Claude D. und seine Verteidiger Berufung eingelegt
  • Dieser Prozess hat nun begonnen
  • Das Gericht lehnt alle Anträge der Verteidigung ab
  • Maries Eltern sprechen über ihr Leiden
  • Das Urteil wird am Freitag erwartet

Der Berufungsprozess zum Tötungsdelikt Marie hat vor dem Waadtländer Kantonsgericht in Lausanne mit langen Ausführungen des Angeklagten Claude D. begonnen. Zunächst ging die Verhandlung wie vor dem Bezirksgericht in Renens im März weiter.

Der Angeklagte führte in langen Erklärungen aus, weshalb der Vorwurf des Vorsatzes falsch sei. Er habe Marie weder überwacht noch belästigt vor der Tat, gab der 40-jährige Schweizer vor Gericht zu Protokoll. Der Vorwurf des Vorsatzes sei falsch. Gegen ihn sei der Vorwurf der Belästigung nach der Trennung durch Marie geäussert worden – ohne Beweise gegen ihn vorzulegen.

«Tat nicht geplant»

Die 19-Jährige Marie hatte sich nach einer kurzen Beziehung vom Angeklagten getrennt, worauf dieser einen Privatdetektiv zur Überwachung engagierte und ihr so viele Whats-App-Nachrichten schickte, bis sie ihn blockierte.

Er habe in der fraglichen Woche geplant gehabt, seine Mutter im Spital zu besuchen. Er gehe doch nicht in den Golfclub, töte Marie, gehe nach Hause, esse eine Pizza und besuche seine Mutter am Folgetag, als ob nichts gewesen wäre. Er habe die Tat nicht geplant, sagte Claude D. vor Gericht – in Anwesenheit der Eltern des Opfers.

Die Eltern der getöteten Marie mit ihrem Anwalt. (keystone)
Legende: Maries Eltern verlassen den Gerichtssaal in Lausanne. Im Bild (v.l.): Maries Vater, Mutter und deren Anwalt. Keystone

Maries Mutter: «Ein Prozess zu viel»

Die Eltern gaben nach den Ausführungen von Claude D. in einer kurzen Erklärung Einblick in das Leiden, das sie während der Verhandlung ertragen müssen. Maries Mutter sagte, es sei «ein Prozess zu viel». Das Urteil des ersten Prozesses mit der lebenslänglichen Verwahrung sei sehr wohl «angemessen».

Maries Vater, ein Waadtländer Pfarrer, sprach von «Leere, Sinnlosigkeit und Unsinnigkeit», die ihn nach der Tat nicht losgelassen hätten. Er bedauere die «erbärmlichen Versuche des Angeklagten, dieses erbarmungslose Verbrechen zu relativieren.»

Zwei Morde in 15 Jahren

Der heute 40-Jährige Claude D. wurde Ende März wegen Mordes, sexueller Nötigung, Freiheitsberaubung und Entführung sowie wegen grober Verletzung der Verkehrsregeln schuldig gesprochen. Er hatte bereits 1998 seine damalige Ex-Freundin entführt, vergewaltigt und umgebracht.

Trotz Fussfessel und Hausarrest hatte der vorbestrafte Mörder Marie im Mai 2013 nach deren Arbeitsschluss in einem Restaurant in Payerne (VD) entführt und schliesslich erdrosselt.

Das Urteil des Kantonsgerichtes in Lausanne wird am Freitag erwartet.

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