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Wahlplakate auf grünen einer Wiese, im Hintergrund ein Wohnhaus.
Legende: Zürich wählt am nächsten Wochenende Kantons- und Regierungsrat. Keystone

Schweiz «Muslime in christlichen Parteien sind kein Widerspruch»

Am Wochenende wählt der Kanton Zürich Regierung und Parlament. Für den Kantonsrat kandidiert auch Blerim Bunjaku. Er ist Muslim, geht aber für die explizit christliche EVP ins Rennen. «Das ist kein Widerspruch», sagt der Politologe Stojanovic.

Unter den insgesamt 1734 Kandidatinnen und Kandidaten für die 180 Sitze im Zürcher Kantonsparlament ist auch Blerim Bunjaku . Der Schweizer mit albanischen Wurzeln kandidiert als Muslim für die Evangelische Volkspartei EVP.

Spannende Regierungsratswahl

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Martin Graf spricht in ein Mikrofon.
Legende: Keystone

In Zürich wird am Sonntag auch die Kantonsregierung neu gewählt. Dabei steht vor allem der grüne Regierungsrat Martin Graf wegen der Affäre um den schwererziehbaren «Carlos» unter Druck. Regional-Redaktor Curdin Vincenz erläutert die Ausgangslage.

Muslime und Christen mit gleichen Werten

«Die christlichen Parteien wie CVP und EVP setzen auf Werte wie die Familie», sagt der Politikwissenschaftler Nenad Stojanovic von der Uni Zürich. Die Haltung der christlichen Parteien zu diesen Themen spreche auch Muslime an, weil beide ähnliche Werte hätten. Deshalb sei die Kandidatur Bunjakus für die EVP kein Widerspruch, so der Politologe.

Für eine Werte-Partei wie etwa die CVP erschliesse sich mit den eingebürgerten Ausländern teilweise ein neues Wählerpotenzial, sagt Stojanovic. Bislang beteiligten sich eingebürgerte Schweizer eher unterdurchschnittlich an den Wahlen. Deshalb: «Dort gibt es ein Wachstumspotenzial für diese Parteien.»

Muslimische Partei unwahrscheinlich

Dass die eingebürgerten Muslime eine eigene Partei gründen, glaubt der Politikwissenschaftler nicht: «In der Schweiz gab es bisher kaum ethnische Parteien.» Dies betreffe sowohl eingebürgerte Ausländer-Gruppen wie die Italiener oder Portugiesen als auch Schweizer Minderheiten wie die Rätoromanen oder die Tessiner.

Die Begründung dafür leuchtet ein: «Alle diese Gruppen sind sehr heterogen.» In jeder Gruppe gebe es Liberale und Konservative, eher Links- oder Rechtsstehende. Der einzige gemeinsame Nenner sei die kulturelle Identität. «Das ist zu wenig», stellt Stojanovic fest. Auch in anderen europäischen Ländern gebe es kaum Beispiele von Parteien, welche die eingebürgerten Ausländer bedienten.

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