Dass Altersguthaben der Währungshüter und von Angestellten des Bundes nicht von den Strafzinsen betroffen sind, hatte für Unmut gesorgt. Andere Pensionskassen forderten für ihre Giroguthaben bei der SNB ebenfalls eine Ausnahmeregelung. SNB-Präsident Thomas Jordan lehnte dies jedoch ab, denn solche Bestrebungen seien nicht im Gesamtinteresse der Schweiz.
Künftig unterliegen nur noch die Girokonten der zentralen Bundesverwaltung und der Ausgleichsfonds AHV/IV/EO nicht den Negativzinsen, wie die SNB mitteilte. Die Notenbank will die Entwicklung der Giroguthaben auf diesen Konten aber weiterhin beobachten.
Die Girokonten bundesnaher Betriebe bei der SNB werden dagegen den Negativzinsen unterstellt, was unter anderem die Pensionskasse Publica und das Konto der Pensionskasse belasten wird. Die betroffenen Kontoinhaber erhalten den Minimal-Freibetrag von 10 Millionen Franken, auf denen kein Negativzins geschuldet ist.
Ausserdem werden die Konten der Kantone Genf und Zürich sowie der Stadt Zürich aufgelöst. Die drei Konten hatten laut den Angaben kaum noch Verwendung gefunden und die Konteninhaber sind nicht mehr Teil des aktuellen Geschäftskreises der Nationalbank.
Franken etwas schwächer
Einen konkreten Anlass für die geänderte Verzinsungspolitik nennt die SNB im Communiqué nicht. Seit Ende Februar hat sich der Franken gegenüber dem Euro wieder aufgewertet und Kurs auf die Parität genommen.
An den Devisenmärkten sorgte die Entscheidung für eine leichte Abschwächung des Frankens. Der Euro stieg zunächst um fast einen Rappen bis auf 1,0369 Franken, der Dollar legte um 0,8 Rappen bis auf 96,54 Rappen zu.
Im Januar hatte die SNB vor allem bei Giroguthaben von Banken Negativzinsen von 0,75 Prozent eingeführt. Dies soll ausländische Investoren abschrecken, um den Franken zu schwächen.
Spekulationen über weitere Schritte
Analysten erklärten, der jüngste Schritt bei den Ausnahmeregelungen habe eine beschränkte Tragweite. Bei der Reaktion der Wechselkurse spiele wohl eher die generelle Befürchtung eine Rolle, dass die SNB bei anhaltender Frankenstärke weiter am Negativzins drehen könnte.
Dabei sei eine Senkung der Freigrenzen eine Möglichkeit, noch vor einer weiteren Erhöhung der Negativzinsen selbst, sagte Vontobel-Ökonom Ralf Wiedenmann auf AWP-Anfrage. Zudem habe sich die SNB Interventionen am Devisenmarkt als Option explizit offengehalten.
In der vergangenen Woche haben die Schweizer Banken trotz der Negativzinsen mehr Geld bei der SNB parkiert, als in der Woche davor. Wie am Montag bekannt wurde, stiegen die Giroguthaben der inländischen Banken um 6 Milliarden auf fast 384 Milliarden Franken.
Die Guthaben gelten als Indiz dafür, ob die SNB im Devisenmarkt interveniert oder nicht. Denn wenn die SNB Fremdwährungen kauft, schreibt sie den beteiligten Banken den Gegenwert in Franken gut. In den vorangegangenen Wochen hatten sich die Giroguthaben der inländischen Banken nicht markant geändert.