SRF News: Was genau machen Schweizer Jet-Piloten in Nordeuropa?
Aldo Schellenberg: Sie nehmen an einer Luftverteidigungsübung teil, die von Norwegen, Schweden und Finnland organisiert wird. Die Schweizer Luftwaffe übt dort ihre Hauptaufgabe: Die Luftverteidigung in einem Verteidigungsfall; das kann sie in der Schweiz in der Form nicht trainieren.
Die von Ihnen genannten skandinavischen Länder haben im April eine Erklärung verabschiedet. Sie wollen aufgrund der russischen Aggression enger zusammenarbeiten. Ist es vor diesem Hintergrund angemessen, dass die Schweiz sich an dieser Übung beteiligt?
Die Übung wurde bereits früh im letzten Jahr organisiert. Das Übungsprogramm der Luftwaffe für die internationale Zusammenarbeit wird jedes Jahr durch den Bundesrat genehmigt. Und selbstverständlich halten wir uns an die Auflagen, die in diesen Entscheiden gemacht wurden.
Müssen diese Programme denn nicht angepasst werden, wenn die Lage ernst ist – wie im Moment? Russland hat umgehend reagiert und Gegenmanöver angekündigt.
Diese Standardübungen haben überhaupt nichts zu tun mit den gegenwärtigen Spannungen.
Beunruhigt es Sie persönlich nicht, dass Russland Gegenmanöver durchführen will?
Das steht, wie gesagt, in keinem Zusammenhang mit diesen Übungen. Das sind keine Manöver, sondern routinemässige Luftverteidigungsübungen, wie sie jährlich stattfinden.
Der russische Präsident Putin hat seine Manöver aber eindeutig als Gegenmanöver zu dieser Übung angekündigt.
Das ist eine politische Würdigung seiner Aussagen. Und dazu möchte ich mich lieber nicht äussern.
Ist denn für Sie ein Szenario denkbar, bei dem diese Übungen tatsächlich in der Schweiz angewandt werden müssen?
Luftwaffen sind immer auf grosse Lufträume angewiesen. Wenn es darum geht, den schweizerischen Luftraum zu verteidigen, muss man eben auch im Tiefflug und Überschall trainieren können. Das trainieren wir aber im Ausland.
Das Gespräch führte Sarah Nowotny.