Als eine ihrer beiden Töchter ausgezogen war, hatte Susanne Holthuizen ein Zimmer frei. Die Geschichten rund um Flüchtlinge berührten sie. «Mein Mann und ich wollten nicht einfach zuschauen, sondern einen Beitrag leisten.» Sie meldeten sich deshalb bei der Hilfsorganisation Familynetwork, die für den Kanton Aargau Pflegeplätze vermittelt und Familien dafür prüft.
Familynetwork-Geschäftsführer Beat Bachmann klärte Susanne Holthuizen auf, welche Bedingungen Pflegefamilien erfüllen müssen. «Die Grundvoraussetzungen sind Zeit, Geduld und ein Interesse an fremden Kulturen.» Grundsätzlich kämen ganz unterschiedliche Familien infrage, sagt Bachmann.
Gründliche Kontrolle der Pflegefamilien
Als Gegenleistung erhalten Familien, die ein Flüchtlingskind bei sich aufnehmen, rund 60 Franken pro Tag für Kost und Logis sowie die Betreuung. Wer einen Pflegeplatz anbieten will, muss – zum Schutz der Kinder – zahlreiche Dokumente einreichen. Später kontrollieren Bachmann und seine Mitarbeitenden vor Ort, ob es überhaupt genügend Platz hat. Und sie prüfen, ob genügend Zeit vorhanden ist. Zudem wird ein Strafregisterauszug verlangt.
Susanne Holthuizen erfüllte alle Bedingungen. Aber damit sei man vor den Alltagsproblemen nicht gefeit, sagt sie. Die 15-jährige Eritreerin, welche die Holthuizens aufgenommen haben, spricht kein Deutsch oder Englisch und kennt auch die Schweizer Kultur noch nicht. Probleme gebe es zum Beispiel beim Essen, sagt Susanne Holthuizen. «Oder wenn man nicht versteht, was der andere einem sagen möchte. Das ist für das Flüchtlingskind die grösste Herausforderung.»
Gut besuchte Informationsveranstaltung
Für ihre Familie habe sich die Aufnahme des Pflegekinds trotz aller kleiner Schwierigkeiten gelohnt. «Es ist eine wunderschöne Erfahrung, die ich jedem weiterempfehlen kann.» Das hat die Pflegemutter am Dienstagabend getan, an einer Informationsveranstaltung für mögliche Pflegefamilien im aargauischen Bad Zurzach. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.