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Schweiz Pillen-Streit: Pharmakonzern Bayer bleibt hart

Gegenüber der «Rundschau» zeigt die Chefin von Bayer Schweiz, Barbara Heise, Unverständnis über die Reaktionen im Zusammenhang mit dem Fall der schwerstbehinderten Céline Pfleger. Der Pharmakonzern äussert sich erstmals auch zur politischen Forderung, die Anti-Baby-Pille Yasmin vom Markt zu nehmen.

«Ich verstehe nicht, weshalb die Diskussion so intensiv geführt wird», sagt Barbara Heise auf die Frage, ob Bayer auf die Prozesskostenentschädigung von 120'000 Franken verzichten werde. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig.

Das tragische Schicksal von Céline könne einen «nicht unbewegt lassen», so Heise, aber das Bezirksgericht Zürich habe festgestellt, dass «kein Produktefehler vorliegt». Wenn auch nach einem rechtskräftigen Urteil klar sei, dass kein Produktefehler vorliege, müsse sich Bayer auch nicht an der Pflege beteiligen: «Wir würden diese nicht bezahlen.»

Verwundert über Schweizer Politiker

Die deutsche Bayer-Managerin, die den Schweizer Zweig führt, spricht in dem Interview von einem «Einzelschicksal». Barbara Heise wörtlich: «Die Crux ist, dass jedes Medikament Nebenwirkungen hat.» Auf die politische Forderung, die Anti-Baby-Pille Yasmin und andere moderne Verhütungspillen müssten vom Markt genommen werden, reagiert sie mit «grosser Verwunderung».

Den Vorwurf des ehemaligen Chefs der amerikanischen Medikamenten-Zulassungsbehörde FDA, Bayer habe nicht alle Nebenwirkungen auf den Tisch gelegt, lässt Heise nicht gelten: «Das muss ich mit allem Nachdruck von der Hand weisen». Bayer habe immer transparent kommuniziert: «Wir haben alle Daten geliefert.»

«Yasmin ist nicht gefährlich»

Dass in den USA bereits Vergleichszahlungen in der Höhe von über 1,5 Milliarden Dollar bezahlt worden seien, erklärt sich Heise damit, dass es einen «grossen Unterschied» zwischen dem amerikanischen und dem Schweizer Recht gebe.

Céline nicht allein

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Die 22-jährige Céline ist nicht die einzige Frau im Kampf gegen den Pharmakonzern Bayer. Laut der «Handelszeitung» haben zwei weitere Frauen in der Schweiz wegen der Verhütungspillen Yaz und Yasmin ein Verfahren gestartet. Die beiden Frauen waren bereits beim Friedensrichter, haben ihre Verfahren indes noch nicht beim Gericht hängig gemacht.

Die Anti-Baby-Pille sei nicht gefährlich: «Wenn das Medikament gefährlich wäre, würde es vom Markt genommen.» Bei der eigenen Tochter habe sie es dem Arzt überlassen, ob er ihr Yasmin verschreibe oder nicht. «Ich hätte nicht verhindert, wenn es Yasmin gewesen wäre», so Heise.

Swissmedic: Kein Anlass für neue Überprüfung

Derweil reagiert die Medikamenten-Zulassungsbehörde Swissmedic zurückhaltend auf den Druck aus der Politik. «Wir können uns nicht von Einzelmeinungen beeinflussen lassen, sondern entscheiden aufgrund von Fakten», sagt die Leiterin Marktüberwachung bei Swissmedic, Karoline Mathys Badertscher, gegenüber der «Rundschau».

Die Solothurner SP-Nationalrätin Bea Heim reicht in der kommenden Wintersession eine Motion ein und fordert den Bund auf, Pillen mit höherem Thromboserisiko wie Yasmin vom Markt zu nehmen. «So ein tragisches Schicksal, wie Céline und ihre Familie jetzt erleben muss, darf sich nicht wiederholen», so Heim.

(webk)

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