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Schweiz Schlechte Karten für die Wasserkraft

Grosse neue Wasserkraftwerke können in der Schweiz nicht rentabel sein – zumindest nicht mit der aktuellen Energiepolitik. Das zeigt eine Studie, die das Bundesamt für Energie ausgearbeitet hat. Die bundesrätliche Strategie für die Zeit nach dem Atomausstieg wirkt immer weniger realistisch.

Die Probleme für die Grosswasserkraft haben sich seit Längerem abgezeichnet. Im Frühling haben die Kraftwerke Oberhasli KWO ihr Projekt für eine neue Staumauer am Grimsel sistiert. Der Bündner Energiekonzern Repower seinerseits hat kürzlich den Bau des geplanten Pumpspeicherwerks am Lago Bianco vertagt.

Jetzt zeigt die Studie des Bundesamtes für Energie (BFE): Das werden keine Einzelfälle bleiben. Die wirtschaftlichen Aussichten für neue Grossprojekte oder Ausbauten von bestehenden Werken sind miserabel. «Wir sind heute in einem schwierigen Marktumfeld», erklärt BFE-Vizedirektor Daniel Büchel. Es sei nun an der Politik, sich Fragen zu den Rahmenbedingungen zu stellen.

Konkret hat das Bundesamt 25 Projekte unter die Lupe genommen. Und stellte ernüchtert fest: Kein einziges wäre unter den heutigen Marktbedingungen gewinnbringend zu betreiben.

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Grund ist der Einbruch der Strompreise in letzter Zeit. Bei einem so tiefen Preisniveau wäre es für die Stromkonzerne schlicht unmöglich, die hohen Investitionen für Grosswasserkraftwerke wieder hereinzuholen.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind unter anderem die tiefen Gaspreise in den USA oder die europäischen Kohlekraftwerke, die mittlerweile am günstigsten produzieren. Aber auch die massiven Subventionen in ganz Europa für erneuerbare Energien wie Solar- oder Windkraft, die den Markt verzerren.

Doch ausgerechnet Grosswasserkraftwerke wären dringend nötig, um den Strom zu speichern, den die im grossen Stil geförderten Solar- und Windanlagen nur unregelmässig produzieren. Was also tun?

Kein Förderinstrument ist wirklich geeignet

Das Bundesamt für Energie hat verschiedene Instrumente untersucht, mit denen die Wasserkraft gefördert werden könnte. Und kommt zum Schluss: Keines ist wirklich geeignet. Eine Absage gibt es unter anderem für jene, die den Zuschlag auf dem Strompreis – die sogenannte KEV – noch mehr heraufzusetzen möchten, um damit auch noch die Grosswasserkraft zu fördern. «Es käme zu Marktverzerrungen», erklärt Vizedirektor Büchel. Benachteiligt würden andere Technologien, die noch im freien Markt sind.

Nicht fördern solle man die Grosswasserkraft, findet das Bundesamt für Energie. Sondern in erster Linie darauf hinwirken, dass die bestehenden Marktverzerrungen, die in Europa zu beobachten seien, korrigiert werden könnten.

Auf die Frage, wie das denn geschehen soll, bleiben die Antworten der Behörde wolkig. Ein «koordiniertes Vorgehen» sei angezeigt, heisst es dazu in der Studie bloss.

Keine Änderungen an der eigenen Energiestrategie

Dass man unter dem Eindruck der neusten Ergebnisse vielleicht auch die Energiestrategie des Bundesrates noch einmal überdenken müsste, die im ersten Massnahmenpaket auf noch mehr Subventionen für erneuerbare Energien setzt – davon will das Bundesamt nichts wissen.

«Wir haben immer gesagt, die Energiestrategie besteht aus mehreren Instrumenten», sagt Vizedirektor Büchel. Das erste Massnahmenpaket sei nur eines davon und andere – der zweite Marktöffnungsschritt etwa und die Verhandlungen mit der EU – seien ebenso wichtig. Entscheidend sei, die Gesamtsicht im Auge zu behalten.

In Bezug auf die Energiestrategie, die im nächsten Jahr vom Parlament beraten wird, empfiehlt das Bundesamt deshalb: Keine Korrekturen anbringen und weiterfahren, wie vom Bundesrat vorgeschlagen.

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