SRF: Wie lässt sich die hohe Zahl an Todesopfern unter den älteren Fussgängern erklären?
Werner Schärer: Das hat zwei Hauptgründe: Einerseits gibt es immer mehr ältere Menschen, die immer länger mobil sein möchten. Andererseits nimmt der Verkehr weiter zu.
Der Bericht der Beratungsstelle für Unfallverhütung nennt aber die höhere Verletzlichkeit der Senioren als Begründung.
Ältere Menschen können nicht mehr so schnell reagieren und sind fragiler. Dass sie dann mehr verletzt werden als jüngere, liegt auf der Hand. Die heutigen Senioren haben die Situation auf den Strassen erlebt, als sie ganz anders war. Da braucht es gegenseitige Rücksichtnahme.
In welchen Situationen gibt es die meisten Unfälle mit älteren Personen?
Das ist schwer zu sagen. Innerorts kommt es häufig zu Unfällen, wenn Senioren die Strasse überqueren möchten und keine Fussgängerstreifen vorhanden oder diese ungünstig gelegen oder ungenügend beleuchtet sind. Ältere Menschen haben einen etwas eingeschränkteren Blickwinkel und sind vielleicht nicht mehr ganz so aufmerksam. Auch das Gehör ist schlechter als bei jüngeren.
In den letzten Jahren ist viel in die Verkehrssicherheit investiert worden. Nützen diese Massnahmen älteren Menschen nicht?
Ich kenne zwar keine Studie, die untersucht hat, welche Massnahmen speziell ältere Menschen schützen könnten. Grundsätzlich nützen sie aber sicher. Viele Senioren kleiden sich dunkel. Nach meiner persönlichen Beobachtung kann schon gut sichtbare Kleidung helfen.
Was können die Verkehrsbehörden konkret für die Sicherheit älterer Menschen tun?
Es braucht genügend Fussgängerstreifen, die aus Sicht der Autofahrer früh genug erkennbar sind. Nachts braucht es eine genügende Beleuchtung.
Welche Tipps können Sie älteren Menschen geben, um ihre Sicherheit zu erhöhen?
Ältere Menschen müssen aufmerksam sein und sich der Gefahr bewusst sein, die das Überqueren der Strasse mit sich bringt. Kindern wird beigebracht, den Sichtkontakt mit den Autofahrern zu suchen, bevor sie die Strasse überqueren. Ich denke, das gilt auch für ältere Menschen.
Braucht es Verkehrskurse für ältere Menschen?
Das ist eine gute Idee. Um das attraktiv zu machen, müsste man das aber mit anderen Informationen oder Weiterbildungen verbinden können. Beispielsweise haben auch ältere Menschen immer mehr ein Elektro-Velo und Pro Senectute bietet Kurse für sicheres E-Biking an. Diese sind sehr beliebt.
Das Gespräch führe Simone Weber.