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Schweiz Schweizer Juden haben Angst

Die Schweizer Juden fürchten sich vor möglichen Anschlägen. An der jährlichen Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds forderte der Präsident die Behörden um mehr Mithilfe auf.

Die Sicherheitsmassnahmen an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) in Basel waren gross: Polizisten sicherten die Synagoge im Basler Paulus-Quartier ab. Bei den Schweizer Juden ist die Angst vor möglichen Anschlägen gestiegen.

Herbert Winter

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Herbert Winter spricht während eines Anlasses.
Legende: Keystone

«Die Sicherheitsleistungen der Behörden kontrastieren oft mit den freundlichen Worten der Politik. Wir fühlen uns gelegentlich im Stich gelassen, wenn es um die Sicherheit geht. Einmal mehr appelliere ich an Politik und Behörden, mehr zu tun um den Schutz für unsere Gemeinschaft zu gewährleisten.» Hören Sie hier das Interview mit Winter.

SIG-Präsident Herbert Winter nimmt diese Ängste auf und hofft von den Behörden auf mehr Entgegenkommen und Unterstützung. In seiner Rede führte Winter den Gaza-Krieg im Sommer 2014 an. «Die Hass-Mails, die uns alle erreichten, haben tiefe Betroffenheit ausgelöst», so der SIG-Präsident.

Dialog mit anderen Religionen

Die beste Antwort auf die zunehmende Bedrohungslage sei jedoch der Dialog mit den anderen Religionen. Dies geschah an der Delegiertenversammlung im Gespräch mit Kardinal Kurt Koch, dem höchsten Repräsentanten der Schweizer Katholiken.

Koch zeigte sich erschüttert über die Sicherheitslage der Schweizer Juden: «Wenn die Juden ihre Identität in Europa nicht mehr leben können, dann heisst das im Grunde: Ihr habt keinen Platz bei uns. Und das ist eine katastrophale Botschaft 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.»

Die katholische Kirche muss Farbe bekennen.
Autor: Kurt Koch Kurienkardinal

Prominente Abwesende waren die Muslime. Der SIG betonte seine Bemühungen um einen engeren Dialog mit den Muslimen. So seien in einigen Städten Plattformen geplant, wo sich vor allem junge Menschen begegnen könnten.

Für ein besseres gegenseitiges Verständnis unterstützt der SIG auch das Dialog-Projekt Likrat. Dabei begegnen sich jüdische Jugendliche mit Schülern verschiedener Religionen in Schulen.

An der Delegiertenversammlung des SIG erschienen 350 Gäste, darunter Vertreter der jüdischen Gemeinden, Repräsentanten anderer Religionen und Politiker. Die Veranstaltung dauerte zwei Tage und fand an Auffahrt ihren Abschluss.

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